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Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse haben im Fach Deutsch hierzulande deutlich nachgelassen. Zu diesem Ergebnis kommen die am Freitag von der Kultusministerkonferenz (KMK) der Bundesländer veröffentlichten sogenannten IQB-Bildungstrends 2022. Sie erfassen den Leistungsstand von Schülerinnen und Schülern.
In der Gesamtgruppe aller Neuntklässler verfehlten demnach im Fach Deutsch im Lesen und Zuhören rund jeder dritte Schüler die Standards des mittleren Schulabschlusses. Während beim Lesen 33 Prozent schwächelten, waren es beim Zuhören 34 Prozent. Bei der Rechtschreibung verfehlten 22 Prozent die Vorgaben.
Den Ergebnissen zufolge sank vor allem das Niveau beim Verstehen der gesprochenen Sprache. Der Anteil derer, die das Ziel verfehlten, legte demnach zum Vergleichsjahr 2015 um 16 Prozentpunkte zu. Betroffen seien vor allem Jugendliche aus bildungsfernen Familien und mit Zuwanderungshintergrund.
Schwächer sehen die Ergebnisse aus, sobald nur diejenigen Neuntklässler in den Blick genommen werden, die einen mittleren Schulabschluss anstreben. Hier erreichte im Lesen nur jeder zweite Schüler die Mindeststandards des mittleren Schulabschlusses - nämlich 49 Prozent. Im Zuhören waren es 53 Prozent und bei der Rechtschreibung 65 Prozent.
Die IQB-Bildungstrends lieferten im Fach Deutsch "besorgniserregende Befunde", erklärte die amtierende KMK-Präsidentin und Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU). Das Problem müsse mit einer "intensiven Sprachförderung" und einer "Fokussierung auf die Basiskompetenzen" angegangen werden.
Die Leistungen der Neuntklässler im Fach Englisch verbesserten sich hingegen dem Bildungstrend zufolge. "Dieses überraschende Ergebnis muss noch genauer analysiert werden", erklärte der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (SPD). Sicher habe die seit 2015 hohe Zunahme von zugewanderten Schülern einen Einfluss auf die Entwicklungen in beiden Fächern.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach hinsichtlich der Deutschkompetenzen von "besorgniserregenden Leistungsabfällen". "Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die die Mindeststandards hier verfehlen, ist viel zu hoch", erklärte Stark-Watzinger und drang auf eine "Trendwende".
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sah "Fehler im System" als Ursache für die Kompetenzverluste der Schüler. "Das Bildungssystem in Deutschland ist seit Jahrzehnten deutlich unterfinanziert", erklärte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze. Zudem herrsche ein "riesiger Fachkräftemangel". Die GEW forderte eine bessere Ausstattung bei Finanzen und Personal.
Hoffnungen setzen die Bildungsminister von Bund und Ländern derweil in das sogenannte Startchancenprogramm. Im September einigten sich Bund und Länder auf Eckpunkte. Mit dem Programm sollen 4000 Schulen in sozial benachteiligter Lage ab dem Schuljahr 2024/2025 gefördert werden. Die GEW kritisierte das Vorhaben hingegen als nicht ausreichend.
Die Erhebung zu den Bildungstrends des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) der Berliner Humboldt-Universität erfolgte zwischen April und Juli 2022. Abgebildet sind damit laut KMK die Lernleistungen gegen Ende der Coronapandemie.
(O.Joost--BBZ)