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Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat vom Erzbistum Köln gefordert, Verantwortung für die aktuelle Lage und die Fehler in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle zu übernehmen: "Das ist die einzige Möglichkeit, wieder Glaubwürdigkeit herzustellen und die gegenwärtige Vertrauenskrise zu überwinden", sagte sie dem "Kölner Stadtanzeiger" (Freitagsausgabe).
Zuvor hatte die Zeitung berichtet, dass sich der Beraterstab von Kardinal Rainer Maria Woelkis sich fast einstimmig gegen dessen Rückkehr ins Kölner Erzbistum ausgesprochen hatte. Sein engstes Beratergremium sei äußerst skeptisch, was die Möglichkeit einer "geordneten und gedeihlichen Amtsführung" Woelkis angehe. Die Situation werde "mit großer Sorge" betrachtet.
Dem Kölner Kardinal werden schwere Kommunikationsfehler bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im größten deutschen Bistum vorgeworfen, auch wenn er persönlich juristisch entlastet wurde. Papst Franziskus beließ Woelki im Amt, der Kardinal nahm sich jedoch für über vier Monate eine sogenannte geistliche Auszeit. Seine Rückkehr ist für Aschermittwoch, der in diesem Jahr auf den 2. März fällt, vorgesehen.
Zuletzt hatten Kölner Katholiken eine Befragung der Gläubigen zu Woelkis Zukunft im Erzbistum gefordert. Anlass dafür waren unter anderem Reformbeschlüsse des sogenannten synodalen Wegs der katholischen Kirche, der sich auf mehr Teilhabe und eine stärkere Einbeziehung der Gläubigen geeinigt hatte.
Unterdessen hat erstmals seit Bekanntwerden einer Reihe von Missbrauchsvorwürfen im Bistum Speyer im Dezember 2020 der örtliche Bischof Karl-Heinz Wiesemann eigene Fehler öffentlich zugegeben. Dem "Mannheimer Morgen" (Freitagsausgabe) sagte der 61-Jährige, dass er früher hätte beginnen müssen, Betroffenen direkt zuzuhören. Erst nach Veröffentlichung einer großen Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche vor etwas mehr als drei Jahren sei ihm klar geworden, wie stark die Stimme der Betroffenen in der Öffentlichkeit gefördert werden müsse, damit Schweigespiralen durchbrochen würden.
"Mir war die volle Dimension der Fragestellungen nicht bewusst", sagte Wiesemann, der seit 2007 in der Pfalz tätig ist. Besondere Aufmerksamkeit hat in Speyer der Fall eines heute 64-jährigen Mannes erzeugt, der seit 2011 an das Bistum Speyer geschrieben hatte und von Missbrauch durch einen früheren Generalvikar in den 60er und 70er Jahren berichtet hatte.
Sechs Wochen nach Veröffentlichung von Vorwürfe, die neben dem Generalvikar auch ein katholisches Kinderheim betreffen, hatte Wiesemann sich für knapp acht Monate gesundheitlich behandeln lassen. Ob sein Handeln als Bischof richtig oder falsch war, darüber solle die inzwischen eingesetzte Aufarbeitungskommission befinden. "Ich stelle mich dem, was die Kommission mir zeigt. Ich klebe nicht am Amt", sagte Wiesemann der Zeitung.
(U.Gruber--BBZ)