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Im Bistum Osnabrück sind einer Expertenrecherche zufolge seit 1945 nachweislich mehr als 400 Menschen zum Opfer sexualisierter Gewalt durch Kleriker geworden. Das geht aus einem am Mittwoch vorgestellten Abschlussbericht der Universität in Osnabrück hervor, die das Geschehen im Auftrag des katholischen Bistums unabhängig untersuchte. Demnach wurden 122 Priester und Diakone ermittelt, denen über Jahrzehnte hinweg Delikte unterschiedlicher Schwere vorgeworfen wurden.
Der Untersuchungsbericht ergab nach Angaben der Universität außerdem, dass das Bistum früher Fürsorgepflichten "erheblich" verletzte, indem es keine Maßnahmen gegen in der Seelsorge eingesetzte verdächtige Kleriker ergriff. Dies habe sich erst in der jüngeren Vergangenheit geändert. Auch Pflichten zur Unterstützung von Opfern seien "in erheblichen Maß" verletzt worden.
Die Universität ermittelte konkrete Hinweise zu mindestens 409 Opfer seit 1945, ging allerdings nach eigenen Angaben vom Mittwoch von einer größeren zusätzlichen Dunkelziffer aus. Das Bistum finanzierte die Recherche mit 1,3 Millionen Euro, sicherte der Universität aber vertraglich Unabhängigkeit zu. Die Bistumsleitung will sich nach eigenen Angaben am kommenden Mittwoch äußern. Die Ergebnisse des Berichts waren ihr demnach vorab nicht bekannt.
In den vergangenen Jahren wurde die katholische Kirche in Deutschland von Missbrauchsskandalen erschüttert, die teilweise Taten über einen Zeitraum von Jahrzehnten betrafen. Der frühere Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode trat im vergangenen Jahr angesichts von Vorwürfen der Pflichtverletzungen im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt zurück. Papst Franziskus nahm das Rücktrittsgesuch an, neuer Bischof von Osnabrück ist Dominicus Meier.
(Y.Berger--BBZ)