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In Myanmar und Thailand hat sich am Freitag ein schweres Erdbeben mit Toten, zahlreichen Verletzten und großen Zerstörungen ereignet. In Myanmars Hauptstadt Naypyidaw mussten infolge des Bebens zahlreiche Verletzte auf der Straße versorgt werden, etwa 20 von ihnen starben nach Angaben eines Arztes. In der thailändischen Hauptstadt Bangkok wurden nach Regierungsangaben beim Einsturz eines im Bau befindlichen Hochhauses 81 Menschen verschüttet, mindestens drei von ihnen starben.
Das Erdbeben der Stärke 7,7 hatte sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS gegen 14.20 Uhr Ortszeit (07.20 Uhr MEZ) 16 Kilometer nordwestlich der myanmarischen Stadt Sagaing in geringer Tiefe ereignet. Es war bis nach China zu spüren. Wenige Minuten später folgte ein Beben der Stärke 6,4.
In Naypyidaw rannten Menschen in Panik auf die Straße. Einige zitterten oder weinten, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Andere versuchten, per Handy ihre Angehörigen zu erreichen.
Das Beben richtete in Myanmar schwere Schäden an: Häuser kippten zur Seite, in Straßen entstanden riesige Risse, die bekannte Ava-Brücke in der Nähe des Epizentrums des Bebens stürzte ein.
In der Hauptstadt Naypyidaw stürzte der Eingang der Notaufnahme eines wichtigen Krankenhauses der Stadt ein. Rund um die 1000-Betten-Klinik wurden hunderte Verletzte unter freiem Himmel behandelt. Ein Arzt, der anonym bleiben wollte, sagte, nach vorläufigem Stand seien etwa 20 der Verletzten gestorben.
"Ich habe so etwas noch nicht erlebt", sagte ein Arzt. "Wir versuchen, mit der Situation klarzukommen. Ich bin jetzt so erschöpft." Die Zufahrtsstraße zu dem Krankenhaus war mit Fahrzeugen verstopft. "Das ist ein Massen-Opfer-Gebiet", rief ein Krankenhausmitarbeiter, als er Journalisten zurückdrängte.
Später machte sich der Chef der in Myanmar herrschenden Militärjunta Min Aung Hlaing an dem Krankenhaus ein Bild von der Lage, wie AFP-Journalisten berichteten. Die Militärjunta rief für sechs Regionen den Notstand aus. In einem ungewöhnlichen Schritt bat sie um internationale Hilfe.
Die EU und Frankreich sowie Indien sagten Myanmar und Thailand Unterstützung zu. Auch die Bundesregierung zeigte sich grundsätzlich dazu bereit, noch liege aber kein offizielles Hilfsersuchen vor.
Die deutsche Hilfsorganisation Malteser Hilfsdienst kündigte 250.000 Euro als Sofort-Nothilfe für Myanmar und Thailand an. Caritas international stellte 100.000 Euro als erste Soforthilfe bereit. "Die Not ist gewaltig", erklärte ihr Leiter Oliver Müller.
Auch im Nachbarland Thailand richtete das Beben schwere Schäden an. In der Hauptstadt Bangkok, rund tausend Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt, stürzte in der Nähe des auch bei Touristen beliebten Charuchak-Marktes ein 30-stöckiges, im Bau befindliches Hochhaus ein.Einsatzkräfte suchten unter Bergen aus Beton und Stahl nach den Verschütteten. Vize-Regierungschef Phumtham Wechayachai teilte mit, von den 81 unter den Gebäudetrümmern verschütteten Menschen seien mindestens drei tot.
"Wir schätzen, dass hunderte Menschen verletzt wurden, aber wir sind noch dabei, die Zahl der Opfer zu bestimmen", sagte der Vize-Polizeichef des Bangkoker Stadtbezirks Bang Sue, Worapat Sukthai. Auf dem Gelände der Bangkoker Phramongkutklao-Klinik wurden Verletzte unter freiem Himmel betreut.
Einige U-Bahn- und Zugverbindungen in Bangkok waren infolge des Erdbebens unterbrochen, was in der Zehn-Millionen-Einwohner Stadt für noch stärkere Staus als üblich sorgte. An den Flughäfen ging der Betrieb hingegen normal weiter.
Das Erdbeben war auch in der bei Touristen beliebten Stadt Chiang Mai im Norden Thailands zu spüren gewesen und sorgte dort zwischenzeitlich für einen Stromausfall.
Thailands Regierungschefin Paetongtarn Shinawatra rief den Notstand für Bangkok aus. Sie hatte zuvor eine Reise abgebrochen, um eine Dringlichkeitssitzung ihrer Regierung abzuhalten.
Das Auswärtige Amt mahnte deutsche Staatsbürger in Thailand, sich über die Situation auf dem Laufenden zu halten und den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. Ministeriumssprecher Christian Wagner sagte in Berlin, dass es "zum jetzigen Zeitpunkt keine Erkenntnisse" zu möglichen deutschen Opfern gebe. Wegen einer seit längerem bestehenden Reisewarnung für Myanmar sei sei dort "nicht mit sehr vielen deutschen Staatsangehörigen" zu rechnen.
Auch in der südwestchinesischen Provinz Yunnan, in Kambodscha, Bangladesch und Indien waren die Erschütterungen zu spüren. In der chinesischen Stadt Ruili nahe der Grenze zu Myanmar waren auf einer Straße herabgestürzte Ziegel zu sehen, wie staatsnahe Medien zeigten.
(T.Renner--BBZ)