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Der Angriff Russlands auf die benachbarte Ukraine hat weltweit die Börsen einbrechen lassen und den Ölpreis erstmals seit Jahren wieder auf über 100 Dollar katapultiert. In Frankfurt und Paris brachen die Indizes zum Handelsstart um über vier Prozent ein und sanken weiter ab, auch die Börsen in London und Moskau selbst sowie in Asien drehten ins Minus. Anleger flüchteten in vermeintlich sichere Werte wie Gold, dessen Preis den höchsten Stand seit Anfang 2021 erreichte.
Nachdem sich die europäischen Kurse am Donnerstagvormittag nach dem ersten Schock etwas erholten, stand der Dax in Frankfurt am Main gegen Mittag wieder 5,17 Prozent im Minus, auch in Paris und London waren es jeweils mehr als minus fünf Prozent. "An den Märkten herrscht Panik", kommentierte der Analyst Ipek Ozkardeskaya von SwissQuote die Lage. Vor allem die Titel von Firmen mit einer umfangreichen Präsenz in Russland litten enorm, etwa der Stahlproduzent Evraz oder Renault mit Anteilen am russischen Lada-Hersteller Avtovaz.
Russlands Staatschef Wladimir Putin hatte in der Nacht zum Donnerstag eine "Militäroperation" in der Ukraine befohlen. Wenig später waren in Kiew und mehreren anderen ukrainischen Städten Explosionen zu hören. Nach Angaben des ukrainischen Grenzschutzes drangen auch russische Bodentruppen aus mehreren Richtungen in die Ukraine vor. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief den Kriegszustand aus.
Zugleich kletterte aus Furcht vor den Folgen des russischen Einmarschs in die Ukraine der Ölpreis erstmals seit 2014 wieder über die Marke von 100 Dollar (knapp 90 Euro). Am Donnerstagvormittag kostete ein Barrel der Marke WTI 100,01 Dollar, die Sorte Brent schlug mit 105,28 Dollar zu Buche - das war in beiden Fällen ein Anstieg um fast neun Prozent.
Die Währung des Landes, der Rubel, stürzte um neun Prozent zum Dollar ab und damit auf ein historisches Tief. Die russische Zentralbank begann nach eigenen Angaben mit "Interventionen", um die "Lage zu stabilisieren". Sie werde die Finanzstabilität des Landes und die Geschäfte der Finanzinstitutionen "mit allen nötigen Instrumenten" aufrecht erhalten und habe "klare Aktionspläne für jedes Szenario". Die Europäische Zentralbank (EZB) erklärte, sie beobachte die Lage in der Ukraine genau.
Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft äußerte sich "zutiefst erschüttert" über den russischen Angriff auf die Ukraine. Er appellierte auch an russische Geschäftspartner, ihre Stimme zu erheben und mitzuhelfen, den Krieg zu beenden. "Unsere Gedanken und unsere Solidarität sind bei den Menschen in der Ukraine, darunter auch viele tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deutscher Unternehmen", erklärte der Ausschuss-Vorsitzende Oliver Hermes.
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Peter Adrian, erwartete "ganz sicherlich schwer wiegende" wirtschaftliche Folgen der Invasion. "Als DIHK-Präsident denke ich heute ganz besonders an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der deutschen Unternehmen und der Auslandshandelskammer in der Ukraine", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Auch auf die Beschäftigten der deutschen Unternehmen und der Auslandshandelskammer in Russland kämen nun "erhebliche Unsicherheiten zu".
(A.Berg--BBZ)