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Russische Sabotagetrupps sind nach Angaben des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko in die ukrainische Hauptstadt eingedrungen. "Die Nacht war schwierig, aber es befinden sich keine russischen Soldaten in der Hauptstadt", erklärte Klitschko am Samstag nach einer Nacht mit zahlreichen russischen Raketenangriffen. In Kiew gebe es aber "leider Sabotagegruppen, es gab mehrere Kämpfe". Staatschef Wolodymyr Selensky erklärte, es befänden sich weitere "Waffen und Ausrüstung" auf dem Weg in die Ukraine.
Die russischen Streitkräfte versuchten insbesondere aus den nordwestlich und westlich gelegenen Orten Hostomel und Schotomyr nach Kiew vorzustoßen, erklärte Klitschko. Der Bürgermeister verschärfte die Ausgangssperre in Kiew. Zivilisten, die sich zwischen 17.00 und 08.00 Uhr draußen aufhielten, würden als Mitglieder von "feindlichen Sabotage- oder Aufklärungstrupps" betrachtet, warnte er.
Selenskyj zeigte sich am Samstag kämpferisch. "Ich bin hier. Wir werden unsere Waffen nicht niederlegen", sagte er in einer Videobotschaft. Die ukrainische Armee wehre "feindliche Angriffe erfolgreich" ab, betonte Selenskyj. Zwar gebe es in vielen Regionen der Ukraine weiterhin Kämpfe, die Hauptstadtregion werde aber von der ukrainischen Armee kontrolliert.
Der Ukraine sei es gelungen, Russlands Plan zu "durchkreuzen", eine "Marionetten"-Regierung in Kiew zu installieren, sagte Selenskyj. Moskau warf er erneut vor, zivile Ziele anzugreifen.
In der Nacht war in Kiew ein großer Wohnblock von einer Rakete getroffen worden. Auf Bildern der Rettungsdienste war ein Einschlag zu sehen, der sich über mindestens fünf Stockwerke erstreckte.
Gemeldet wurde zudem ein russischer Angriff auf ein Kraftwerk im nordwestlich von Kiew gelegenen Trojeschtschyna. Kämpfe gab es nach Angaben der Armee auch auf der Siegesstraße, einer der Hauptverkehrsadern der ukrainischen Hauptstadt.
AFP-Journalisten berichteten auch tagsüber von Explosionen in Kiew. Nach ukrainischen Angaben wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs 198 Zivilisten getötet, darunter drei Kinder. Mehr als 1100 weitere Menschen wurden demnach verletzt.
Laut Selenskyj erwartet die Ukraine weitere Waffenlieferungen seiner Partner. "Die Anti-Kriegs-Koalition funktioniert", twitterte er nach einem Telefonat mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron.
Das niederländische Verteidigungsministerium kündigte an, "so schnell wie möglich" 200 Stinger-Flugabwehrraketen an die Ukraine zu liefern. Tschechien erklärte, es werde der Ukraine Waffen im Wert von 7,6 Millionen Euro bereitstellen. Auch andere Nato-Staaten, darunter die USA und Großbritannien, sagten Kiew weitere Waffenlieferungen zu.
Auch im Osten der Ukraine dauerten die Kämpfe an. AFP-Reporter sahen zwischen Kramatorsk und Dnipro zahlreiche ukrainische Militärkonvois. An den Ausfahrtstraßen größerer Städte wurden militärische Straßenkontrollen eingerichtet. Alarmsirenen waren am Samstagmorgen auch in Charkiw zu hören. Russland nahm unterdessen nach eigenen Angaben die Stadt Melitopol im Süden der Ukraine ein.
Die russische Medienaufsicht Roskomnadsor versuchte unterdessen, die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine drastisch einzuschränken. Unabhängige Medien wurden aufgefordert, alle Beiträge zu entfernen, in denen von einem russischen "Angriff", einer "Invasion" oder einer "Kriegserklärung" gegen die Ukraine die Rede ist.
Medien, die sich nicht an die Maßgabe halten, droht laut Roskomnadsor die Sperrung. Auf die Verbreitung "unzuverlässiger Informationen" stünden zudem Strafen in Höhe von bis zu fünf Millionen Rubel (53.000 Euro).
Roskomnadsor warf insbesondere der von Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow geführten Zeitung "Nowaja Gazeta" die Verbreitung von "Falschnachrichten" vor, nachdem diese von zivilen Todesopfern in der Ukraine durch russischen Beschuss berichtet hatte. In den vergangenen Tagen waren in Russland nach UN-Angaben bereits hunderte Menschen festgenommen worden, die gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine protestierten.
Russlands Großangriff auf die Ukraine hatte am Donnerstagmorgen begonnen und weltweit für Entsetzen gesorgt. Die EU, Großbritannien und die USA verhängten neue Sanktionen gegen Russland - auch gegen Kreml-Chef Putin und seinen Außenminister Sergej Lawrow persönlich. Die Nato beschloss einen deutlichen Ausbau ihrer Präsenz an der Ostflanke.
Zahlreiche Ukrainer befinden sich auf der Flucht vor dem Krieg. Allein in Polen kamen nach Angaben der dortigen Regierung bereits mehr als 100.000 ukrainische Flüchtlinge an.
(A.Berg--BBZ)