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UN-Generalsekretär António Guterres hat die Taliban-Regierung in Afghanistan eindringlich zur Achtung der Rechte von Frauen und Mädchen aufgerufen. Zugleich forderte er bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats am Mittwoch die internationale Gemeinschaft auf, eingefrorene afghanische Mittel freizugeben, um eine Verschärfung der humanitären Krise im Land zu verhindern.
Die Machthaber in Afghanistan müssten "das Vertrauen und den guten Willen der internationalen Gemeinschaft gewinnen, indem sie die grundlegenden Menschenrechte anerkennen und verteidigen, die jedem Mädchen und jeder Frau zustehen", sagte Guterres. Seit ihrer Rückkehr an die Macht geben sich die radikalislamischen Taliban moderater als während ihrer ersten Herrschaft von 1996 bis 2001. Gleichzeitig werden jedoch insbesondere die Rechte von Frauen zunehmend beschnitten.
Das Land steckt zudem in einer schweren humanitären Krise. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung muss nach UN-Angaben diesen Winter hungern. Ausländische Hilfsmittel, die rund 80 Prozent des afghanischen Staatshaushalts ausmachten, waren nach der Machtübernahme der Islamisten eingefroren worden. So halten unter anderem die USA Guthaben der afghanischen Zentralbank in Höhe von 9,5 Milliarden Dollar zurück.
Der UN-Generalsekretär appellierte an die Weltbank, "dringend" 1,2 Milliarden Dollar aus einem Fonds für den Wiederaufbau Afghanistans freizugeben. Das Land stehe "auf Messers Schneide", warnte Guterres. "Einige Familien verkaufen ihre Babys, um Lebensmittel kaufen zu können." Wenn jetzt nicht gehandelt werde, würden Menschen sterben, "Verzweiflung und Extremismus zunehmen", und es drohe "ein Massenexodus" von Flüchtlingen.
In der afghanischen Hauptstadt Kabul forderten am Mittwoch rund hundert Frauen bei einer von den Taliban organisierten Demonstration die Freigabe der vom Westen eingefrorenen afghanischen Mittel. Die Demonstrantinnen, von denen viele Burkas trugen, drückten vor der verlassenen US-Botschaft ihre Unterstützung für die Taliban-Regierung aus. "Die USA sollten das Geld Afghanistans sofort freigeben", forderte die Organisatorin Basri Deedar.
In den vergangenen Tagen hatte eine Taliban-Delegation in Oslo mit Vertretern des Westens über mögliche Zusagen humanitärer Hilfe verhandelt. Der Westen machte dabei deutlich, dass die Wiederaufnahme der Hilfe an die Einhaltung der Menschenrechte und insbesondere der Rechte von Frauen geknüpft ist. "Die internationale Gemeinschaft sollte die Rechte der Frauen nicht als Vorwand benutzen, um die Afghanen zu schikanieren", kritisierte Deedar.
(S.G.Stein--BBZ)