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Der scheidende Grünen-Chef Omid Nouripour hat seine Partei aufgerufen, in der Migrations- und Klimapolitik mehr Pragmatismus zu zeigen. Die Partei sei nicht ausreichend gegen das Vorurteil vorgegangen, dass sie ideologisch und rechthaberisch auftrete, sagte Nouripour der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" laut Vorabmeldung vom Samstag. "Wir müssen wieder ausstrahlen, dass wir die Probleme angehen, nicht mit dem grünen Programm in der Hand, sondern mit aufgekrempelten Ärmeln und offenen Ohren."
In der Migrationspolitik gelinge es bislang "nicht ausreichend", die "hochpragmatischen" Ansätze seiner Partei zu transportieren, sagte Nouripour. Auch beim Klimaschutz "müssen wir deutlich mehr ausstrahlen, dass es nicht um Einzelmaßnahmen geht, sondern um das Ziel". Wenn selbst Parteifreunde wie der frühere Parlamentsgeschäftsführer Hubert Kleinert die "ideologische Rechthaberei" der Grünen kritisierten, zeige dies, "dass es bisher nicht gelungen ist, Vorurteile nachhaltig abzubauen".
Nouripour übte auch Kritik an sich und anderen Mitgliedern der Parteiführung: "Wir hätten all das, was über uns verbreitet wurde - dass wir das Grillen verbieten und die Menschen zum Insektenessen zwingen wollen - wehrhafter und robuster zurückweisen müssen."
Nouripour, der am Mittwoch mit dem gesamten Bundesvorstand seinen Rückzug angekündigt hatte, trat in dem Interview dem Eindruck entgegen, Vizekanzler Robert Habeck habe die Parteiführung aus dem Amt gedrängt: "Wir haben im Bundesvorstand seit Sonntagabend vertieft geredet und sind zum Ergebnis gekommen, dass unsere Partei einen Neustart braucht."
(U.Gruber--BBZ)