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Nach dem iranischen Raketenangriff auf sein Staatsgebiet droht Israel mit Vergeltung. Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte nach den Angriffen, der Iran habe "einen großen Fehler gemacht" und werde "dafür bezahlen". US-Präsident Joe Biden sprach von laufenden Gesprächen mit Israel, um die Reaktion auf den Angriff abzustimmen. Die iranische Führung drohte mit weiteren Angriffen. Unterdessen attackierte die israelische Armee weitere Ziele der Hisbollah-Miliz im Libanon, aus dem Südlibanon wurden Gefechte mit israelischen Bodentruppen gemeldet.
Zu Zeitpunkt und Ausmaß eines möglichen Vergeltungsangriffs auf den Iran machte Israel zunächst keine Angaben. US-Präsident Joe Biden kündigte Gespräche mit Netanjahu an. "Die Vereinigten Staaten stehen voll und ganz hinter Israel", betonte er.
Der ehemalige israelische Regierungschef Naftali Bennett forderte, die iranischen Atomanlagen ins Visier zu nehmen. Israel müsse "das iranische Atomprogramm und seine zentralen Energieanlagen zerstören", erklärte Bennett im Onlinedienst X. Dem Iran wird immer wieder vorgeworfen, Atomwaffen entwickeln zu wollen. Das Land beharrt jedoch auf der Darstellung, sein Atomprogramm nur für friedliche Zwecke zu nutzen.
Die Führung im Iran warnte Israel und dessen Verbündete vor einem Gegenangriff. Der iranische Außenminister Sejed Abbas Aragtschi erklärte im Onlinedienst X, die Aktion sei zu Ende, "es sei denn, das israelische Regime beschließt, weitere Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen". Aragtschi warnte die USA davor, sich an einem israelischen Angriff auf den Iran zu beteiligen und kündigte andernfalls eine "harte Antwort" an. Die Revolutionsgarden warnten vor einem "vernichtenden Angriff", sollte Israel auf den jüngsten Raketenbeschuss reagieren.
Der Iran hatte Israel am Dienstagabend mit rund 200 Raketen angegriffen - zum zweiten Mal nach einem Angriff mit hunderten Drohnen und Raketen im April. Nach Angaben der israelischen Armee wurde "eine große Anzahl" Raketen abgefangen. Nach Angaben Teherans handelte es sich um eine Vergeltungsaktion unter anderem für die Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah bei einem israelischen Luftangriff auf Beirut in der vergangenen Woche.
Bei dem iranischen Angriff kam in Jericho im Westjordanland ein Palästinenser ums Leben. In Israel wurden laut Rettungsdienst zwei Menschen in Tel Aviv durch Splitter leicht verletzt.
Im April hatte der Iran Israel erstmals direkt von seinem Staatsgebiet aus mit mehr als 300 Raketen und Drohnen beschossen. Mehrere Verbündete halfen Israel damals bei der Abwehr des Angriffs.
Bei den nun erfolgten iranischen Angriffen war erneut Israels Raketenabwehrschirm Iron Dome im Einsatz. Auch die US-Armee und Jordanien sowie Großbritannien und Frankreich kamen Israel erneut zur Hilfe.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und zahlreiche weitere europäische Regierungen verurteilten den iranischen Angriff. Scholz erklärte, der Iran drohe "die ganze Region in Brand zu setzen - das gilt es unter allen Umständen zu verhindern". Am Mittwoch bestellte die Bundesregierung aus Protest gegen den Angriff den iranischen Botschafter in Deutschland ein. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni berief ein Treffen der G7-Staats- und Regierungschefs ein.
Unterdessen erklärte Israel UN-Generalsekretär António Guterres zur unerwünschten Person und begründete dies mit dessen Reaktion auf die iranischen Angriffe. Guterres hatte am Dienstagabend die "Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten" verurteilt, ohne den Iran ausdrücklich zu erwähnen.
Das israelische Militär griff am Mittwoch erneut Stellungen der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon an. Die Hisbollah meldete Kämpfe mit israelischen Soldaten, die auf libanesisches Gebiet vorgedrungen seien. Nach deren Angaben rückten die Streitkräfte kurzzeitig auf die Ortschaften Marun al-Ras und Adajseh vor, zogen sich aber später wieder zurück. Auch die libanesische Armee erklärte, israelische Soldaten hätten die Demarkationslinie zum Libanon kurzzeitig um etwa 400 Meter überschritten.
Die israelische Armee weitete derweil ihre Evakuierungsaufforderung an die Zivilbevölkerung im Libanon auf weitere Gebiete im Süden des Landes aus, darunter palästinensische Flüchtlingssiedlungen insbesondere nahe der Stadt Tyros.
(T.Burkhard--BBZ)