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International wächst die Angst vor einem großen regionalen Krieg im Nahen Osten: Israel kündigte nach den iranischen Raketenangriffen Vergeltung an. Der Iran werde für diesen "großen Fehler" bezahlen, warnte Regierungschef Benjamin Netanjahu. US-Präsident Joe Biden machte deutlich, dass er einen Angriff auf Irans Atomanlagen ablehnt. Im Libanon gab es am Donnerstag erneut Luftangriffe und Gefechte. Die UNO warnte vor einer neuen Fluchtbewegung aus dem Libanon Richtung Europa.
Der Iran hatte Israel am Dienstagabend zum zweiten Mal direkt mit Raketen angegriffen. Teheran reagierte damit unter anderem auf die Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah bei einem israelischen Luftangriff in Beirut in der vergangenen Woche. Nach israelischen Angaben konnte ein großer Teil der rund 200 Geschosse abgefangen werden.
"Wer immer uns angreift, den werden wir angreifen", erklärte Netanjahu noch am Abend des iranischen Angriffs. Auch Armeesprecher Daniel Hagari kündigte "Konsequenzen" an: "Wir haben Pläne, und wir werden an dem Ort und zu der Zeit handeln, die wir bestimmen."
Spekuliert wird unter anderem über einen Angriff auf Atomanlagen im Iran. Auf die Frage, ob er ein solches Vorgehen Israels unterstützen würde, sagte US-Präsident Biden am Mittwoch: "Die Antwort ist Nein. Wir werden mit den Israelis besprechen, was sie tun werden." Alle G7-Staaten seien der Meinung, dass Israel das Recht habe, auf den iranischen Angriff zu antworten. "Aber die Antwort sollte verhältnismäßig sein", sagte Biden.
Auch die Gefechte zwischen Israel und der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon gingen unvermindert weiter. Am Donnerstag tötete die israelische Armee bei einem Luftangriff im Dorf Bint Dschubail im Südlibanon nach eigenen Angaben 15 Hisbollah-Kämpfer. In dem getroffenen Gebäude waren demnach auch Waffen gelagert.
Bereits in der Nacht hatte Israel erneut das Zentrum der libanesischen Hauptstadt Beirut aus der Luft angegriffen. Getroffen wurde ein Hochhaus, in dem sich neben Wohnungen auch eine vom Rettungsdienst der Hisbollah betriebene medizinische Einrichtung befand. Sieben Mitarbeiter der Einrichtung seien getötet worden, teilte der Rettungsdienst mit.
Die israelische Armee hatte zuvor zur Evakuierung mehrerer Stadtviertel im Süden Beiruts aufgerufen. "Sie befinden sich in der Nähe von Einrichtungen, die mit der Hisbollah in Verbindung stehen", warnte Armeesprecher Avichai Adraee die Bewohner.
Am Donnerstag rief Israel zur Evakuierung von 25 weiteren Orten im Südlibanon, darunter die Stadt Nabatije. "Zu Ihrer eigenen Sicherheit müssen sie Ihre Häuser sofort verlassen und sich nach Norden begeben", forderte Adraee die betroffenen Bewohner auf.
Israel geht seit Tagen mit massiven Luftangriffen gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden dabei schon mehr als 1000 Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben.
Die Hisbollah hatte unmittelbar nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres mit regelmäßigen Raketenangriffen aus dem Libanon eine zweite Front gegen Israel eröffnet. In den vergangenen Tagen nahm der Hisbollah-Beschuss weiter zu, insbesondere nach der Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah. In der Nacht zum Dienstag startete Israel dann auch einen "begrenzten" Bodeneinsatz im Süden des Libanon.
Bei den Kämpfen wurden nach Armeeangaben am Mittwoch acht israelische Soldaten getötet. Auch ein libanesischer Soldat wurde getötet, der nach Angaben der libanesischen Armee vom Donnerstag an einem Rettungseinsatz des Roten Kreuzes im Südlibanon beteiligt gewesen war. Später meldete die libanesische Armee den Tod eines zweiten libanesischen Soldaten durch israelischen Beschuss im Süden des Landes. Die Hisbollah erklärte am Donnerstag, sie habe einen israelischen Vorstoß an einem Grenzkontrollposten im Südlibanon abgewehrt und die nordisraelische Stadt Tiberias mit Raketen beschossen.
Der Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) in Deutschland, Martin Frick, warnte angesichts der Eskalation im Nahen Osten vor einer neuen Fluchtbewegung nach Europa. Sorge mache ihm insbesondere die Situation im Libanon, sagte Frick den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. "Wenn wir da keine Stabilität reinbringen, dann kann durchaus eine neue Fluchtbewegung auch über die Grenzen von Libanon und Syrien hinaus entstehen."
(A.Berg--BBZ)