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Nordkorea hat eine der bisher stärksten Interkontinentalraketen getestet und damit scharfe Kritik der USA, der Europäischen Union und der UNO hervorgerufen. Nach Angaben der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA wohnte Machthaber Kim Jong Un dem Test am Donnerstag persönlich bei. Die USA, die EU, UN-Generalsekretär António Guterres sowie die Bundesregierung verurteilten die militärische Drohgebärde "aufs Schärfste".
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte, Nordkorea zeige mit dem "illegalen" Test weiter die Absicht, "Mittel zum Transport von Massenvernichtungswaffen zu entwickeln". Interkontinentalraketen sind der wichtigste Träger von Atomwaffen.
UN-Generalsekretär Guterres nannte den Test einen "klaren Verstoß" gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Ähnlich äußerte sich der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats in Washington, Sean Savett. Auch China zeigte sich angesichts der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel "besorgt".
Das Auswärtige Amt in Berlin kritisierte, der Test erhöhe "die Spannungen in der Region auf unverantwortliche Art und Weise" und bedrohe den regionalen und internationalen Frieden. Nordkorea sei verpflichtet, die Beschlüsse des UN-Sicherheitsrats vollständig umzusetzen und in einen Dialog über die vollständige, unumkehrbare und überprüfbare Beendigung seiner Programme zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen und ballistischen Raketen einzutreten".
Nordkoreas Machthaber Kim nannte den Test dagegen "eine angemessene militärische Aktion, die den Zweck erfüllt, die Rivalen über unseren Willen zum Gegenschlag zu informieren", wie ihn KCNA zitierte. Nordkorea werde "niemals seine Linie der Verstärkung seiner Nuklearkräfte ändern".
Die südkoreanischen Generalstabschefs erklärten, sie hätten die Vorbereitungen für den Start in Echtzeit mit den Verbündeten in Tokio und den USA verfolgt. Das Geschoss habe eine Flugbahn von rund 1000 Kilometern zurückgelegt. Als Antwort würden "gemeinsame Übungen unter Einbeziehung strategischer Mittel der USA" abgehalten, erklärten die Militärs.
Nord- und Südkorea befinden sich seit dem Ende des Korea-Krieges 1953 formell weiter im Kriegszustand. Beide Länder trennt eine etwa vier Kilometer breite entmilitarisierte Zone. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern befinden sich derzeit auf einem Tiefpunkt.
Tokio bestätigte den Raketentest ebenfalls. Der japanische Verteidigungsminister Gen Nakatani sagte, das Geschoss sei länger geflogen als jede andere zuvor von Nordkorea getestete Rakete. Tokio zufolge befand sie sich für etwa 86 Minuten in der Luft.
Kim hatte in diesem Jahr mehrfach Raketentests vornehmen lassen. Zudem kündigte er die Entwicklung weiterer Waffen an - auch die taktischer Atomwaffen. Als Reaktion darauf verstärkten Südkorea und die USA ihre Verteidigungszusammenarbeit.
Mit Sorge sehen die westlichen Verbündeten zudem die vertiefte Zusammenarbeit Nordkoreas mit Russland. Die Nato hatte zuletzt den Einsatz nordkoreanischer Soldaten in der russischen Region Kursk an der Grenze zur Ukraine bestätigt. US-Angaben zufolge befinden sich bereits 10.000 nordkoreanische Soldaten auf russischem Boden, darunter "eine kleine Zahl" in Kursk. Sie könnten innerhalb von Wochen zum Kampf in die Ukraine geschickt werden, hieß es.
(A.Lehmann--BBZ)