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Die seit gut zwei Wochen andauernden Proteste von Anhängern des früheren bolivianischen Präsidenten Evo Morales sind weiter eskaliert: Morales-Anhänger stürmten nach Militärangaben am Freitag eine Kaserne und nahmen Soldaten als Geiseln. Eine Gruppe Bewaffneter sei in eine Kaserne in der Koka-Anbauregion Chapare eingedrungen und habe die Soldaten sowie Waffen und Munition in ihre Gewalt gebracht, erklärte die Armee. Aus dem Verteidigungsministerium verlautete, insgesamt würden "etwa 20" Soldaten von den Bewaffneten festgehalten.
Ein von bolivianischen Medien veröffentlichtes Video zeigt 16 Soldaten, die von mit angespitzten Stöcken bewaffneten Demonstranten umringt sind. "Das Cacique-Maraza-Regiment ist von Tipnis-Aktivisten übernommen worden", sagt einer der Uniformierten in dem Video. "Sie haben uns Wasser und Strom abgestellt und halten uns als Geiseln." Tipnis ist eine Hochburg von Morales-Anhängern.
Schon seit Mitte Oktober blockieren demonstrierende Morales-Anhänger Straßen in verschiedenen Teilen Boliviens. Gegen Morales laufen derzeit Ermittlungen wegen des Vorwurfs, während seiner Amtszeit im Jahr 2015 eine 15-Jährige vergewaltigt zu haben. Der Ex-Präsident weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet die Beschuldigungen als einen Versuch, ihn von der Rückkehr an die Macht abzuhalten.
Obwohl er laut Verfassung nicht erneut kandidieren darf, will Morales seinen früheren Verbündeten und heutigen Widersacher Präsident Luis Arce herausfordern und für die linksgerichtete MAS bei der Präsidentschaftswahl im August kommenden Jahres kandidieren.
Der linksgerichtete Morales war von 2006 bis 2019 der erste indigene Präsident Boliviens und lange sehr beliebt - bis er versuchte, die Verfassung zu umgehen und 2019 eine vierte Amtszeit anzustreben. Er gewann zwar die Wahl, trat aber nach heftigen Protesten zurück und floh vorübergehend aus dem Land.
Seit Beginn der Straßensperren von Morales' Anhängern Mitte Oktober wurden bei Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten nach Behördenangaben mindestens 70 Menschen verletzt, darunter 61 Polizisten. Präsident Arce hatte am Mittwoch die sofortige Aufhebung der Blockaden gefordert. Nach seinen Angaben führten diese bislang zu wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von 1,7 Milliarden Dollar sowie Nahrungsmittel- und Treibstoffknappheit.
(H.Schneide--BBZ)