SDAX
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Vier Tage vor der Präsidentschaftswahl in den USA haben Kamala Harris und Donald Trump am Freitag erbittert und teils nur wenige Kilometer voneinander entfernt um die letzten noch unentschiedenen Wähler gekämpft. Beide reisten zu Kundgebungen nach Wisconsin, Trump auch nach Michigan - beide gehören zu den wahlentscheidenden US-Bundesstaaten. Während der Ausgang der Schicksalswahl auf Messers Schneide steht, zeichnete sich eine gewaltige Beteiligung ab, mehr als 67 Millionen US-Bürger haben bereits ihre Stimme abgegeben.
Harris hielt in Wisconsin mehrere Kundgebungen ab und besuchte eine Gewerkschaftshalle. Trump warb seinerseits zunächst im benachbarten Michigan um Stimmen. "Alles, wofür wir in diesen letzten vier Jahren gekämpft haben, wird sich in den nächsten vier Tagen entscheiden", sagte Trump zu Unterstützern in der Stadt Warren.
Als die beiden Rivalen später jeweils bei ihren Veranstaltungen in Milwaukee, Wisconsin, sprachen, rief Trump: "Ich will nicht euer Geld, ich will eure verdammte Stimme!" Trump sprach in derselben Halle, in der er im Sommer einen triumphalen Republikaner-Parteitag abgehalten, nachdem der 78-Jährige wenige Tage zuvor das Attentat auf ihn in Pennsylvania knapp überlebt hatte.
Harris setzte bei ihrer Kundgebung unter anderem auf die Unterstützung der Rapperin Cardi B; in den vergangenen Wochen hatten bereits zahlreiche weitere Pop-Stars wie Taylor Swift, Jennifer Lopez oder Bruce Springsteen ihre Kampagne unterstützt. "Sind wir bereit, Geschichte zu schreiben?", fragte Cardi B. die Menschenmenge in Bezug auf Harris als möglicherweise erster Frau im Amt.
Wisconsin gehört zu den sieben Swing States, die aufgrund der Besonderheiten des US-Wahlsystems entscheidend für den Wahlausgang sein werden. Im Gespräch mit dem rechten Hardliner und Verschwörungstheoretiker Tucker Carlson erhob Trump am Donnerstag wie bei seiner Wahlniederlage vor vier Jahren unbelegte Betrugsvorwürfe und erklärte, die Wahlen im wichtigen Swing State Pennsylvania würden "manipuliert". Es gilt als ausgemacht, dass der Republikaner eine erneute Wahlniederlage keinesfalls akzeptieren und erneut alle Hebel in Bewegung setzen würde, um ein solches Ergebnis anzufechten.
In den zurückliegenden Wochen des Wahlkampfes griff Trump zu immer drastischeren Formulierungen, wobei er beinahe täglich Einwanderer rassistisch beleidigt und politische Gegner unflätig beschimpft. Im Gespräch mit Carlson dachte Trump laut darüber nach, wie es wäre, wenn die republikanische Politikerin Liz Cheney erschossen würde. Diese sei "eine radikale Kriegstreiberin", sagte Trump. Die Frage sei, was geschehe, wenn auf sie geschossen werde. "Mal sehen, wie sie sich dabei fühlt - Sie wissen schon, wenn die Gewehre auf ihr Gesicht gerichtet sind", sagte der Rechtspopulist.
Cheney gehört zu den prominenten Republikanern, die sich von Trump abgewendet und für die Wahl von Harris ausgesprochen haben. Sie nannte Trump nach der Entgleisung "grausam" und "rachsüchtig".
"So zerstören Diktatoren freie Nationen. Sie bedrohen diejenigen, die sich gegen sie aussprechen, mit dem Tod", schrieb die ehemalige US-Kongressabgeordnete und Tochter von Ex-Vizepräsident Dick Cheney im Onlinedienst X.
Harris rügte Trump für seine "gewalttätige Rhetorik". Wer "diese Art von gewalttätiger Rhetorik verwendet, ist eindeutig disqualifiziert und nicht geeignet, Präsident zu sein", sagte sie in Madison, Wisconsin.
Trumps konzentrierte sich im Wahlkampf darauf, die Angst vor Einwanderern zu schüren und Pessimismus über den Zustand der US-Wirtschaft zu verbreiten. Harris warnt davor, dass Trump eine Gefahr für die US-Demokratie darstelle. Sie präsentiert sich als Kandidatin für alle US-Bürger und hat angekündigt, bei einem Wahlsieg ein Programm zur Stärkung der Mittelschicht umzusetzen.
In der Innenstadt von Washington begannen am Freitag erste Büros und Geschäfte damit, ihre Fenster zu verrammeln. Vor vier Jahren hatte die US-Hauptstadt im Gefolge der Wahl Gewalt erlebt, die am 6. Januar in der Erstürmung des Kapitols durch fanatische Trump-Anhänger gipfelte.
Zum extrem aufgeladenen politischen Klima trägt eine Flut von Desinformation und Falschbehauptungen in den Onlinenetzwerken bei, die nach Angaben der US-Behörden teils von Russland gesteuert werden, aber auch von Influencern aus dem Rechtsaußenlager, unter ihnen der Trump-Verbündete und Besitzer des Onlinedienstes X, Elon Musk.
(A.Berg--BBZ)