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Die Einstellung der Bevölkerung zu hier lebenden Migrantinnen und Migranten bleibt in der deutlichen Mehrheit positiv, aber mit leicht negativer Tendenz. Das geht aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Integrationsbarometer 2024 des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) hervor. Die Bereitschaft, Menschen vor politischer Verfolgung oder Krieg Schutz zu gewähren, sei jedoch weiterhin groß.
Der Integrationsindex wurde in der aktuellen Analyse mit 66,3 angegeben. Das sind 2,2 Punkte weniger als 2022, als der Wert bei 68,5 lag. Der neue Wert entspricht wieder dem von 2020. Hauptursache ist, dass die Einstellungen von Menschen ohne Migrationshintergrund negativer ausfallen als im Integrationsbarometer 2022 (64,9 Punkte statt 68,1 vor zwei Jahren). Bei Menschen mit Migrationshintergrund sei hingegen kaum eine Änderung zu verzeichnen.
Mit Blick auf Geflüchtete erwarten rund zwei Drittel der Menschen in Deutschland, dass sich hier aufgenommene Schutzsuchende langfristig positiv auf das wirtschaftliche und kulturelle Leben auswirken. Allerdings haben sich die Werte auch hier etwas verschlechtert. Deutlich zugenommen habe insbesondere der Anteil derjenigen, die Geflüchtete als eine Bedrohung für den Wohlstand in Deutschland ansehen, hieß es. Auch werde unterschieden zwischen einer Aufnahme von Menschen, die vor politischer Verfolgung fliehen, und sogenannten Armutsflüchtlingen.
Die Ergebnisse zeigen dem Sachverständigenrat zufolge ein differenziertes Bild: Während Menschen in einigen Bereichen größere Skepsis äußerten, gebe es in anderen Bereichen auch Verbesserungen. "Offensichtlich unterscheiden die Befragten zwischen abstrakten Debatten und ihren persönlichen Erfahrungen im unmittelbaren Umfeld", sagte der Ratsvorsitzende Hans Vorländer. Die Verschlechterungen führte er auch auf "die oft hitzigen medialen Debatten um Migrationssteuerung" zurück.
"Menschen, die von regelmäßigen interkulturellen Kontakten berichten, blicken positiver auf das Integrationsgeschehen als jene mit geringen interkulturellen Kontakten", sagte Vorländer weiter. Dies bestätige die Ergebnisse früherer Analysen. Negativer bewertet wird das Integrationsklima in Ostdeutschland verglichen mit dem Westen des Landes. Auch sind die Indexwerte bei Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen oder sozialem Status höher als im Bevölkerungsdurchschnitt, in Städten seien sie höher als auf dem Land.
Positiv bewertet wird das Integrationsklima laut dem Barometer im Bereich Arbeit und bei sozialen Beziehungen. Skeptischer als vor zwei Jahren beurteilen Menschen ohne Migrationshintergrund hingegen den Bereich Nachbarschaft und vor allem den Bildungsbereich. "Eine Ursache hierfür könnte eine gestiegene Skepsis gegenüber der Integrationsfähigkeit des Bildungssystems sein", sagte SVR-Mitglied Marc Helblin. Er warnte in diesem Zusammenhang vor vermehrter schulischer Segregation.
"Es ist eine gute Nachricht, dass das Integrationsklima in Deutschland weit mehrheitlich positiv ist", sagte die Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Juliane Seifert - auch wenn "eine geringe Eintrübung" festzustellen sei. Die Realität im Land sei gleichwohl anders als vielfach behauptet. Seifert hob die große Bedeutung von Integrationskursen für die Eingliederung von Zuwanderinnen und Zuwanderern hervor.
"Die Studie zeigt, dass das Klima gegenüber Migranten schlechter geworden ist", erklärte jedoch die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman. Dies führe bei Manchen sogar zu der Entscheidung, wieder auszuwandern.
Ataman verwies auch auf andere aktuelle Studien, denen zufolge mehr als die Hälfte der Migrantinnen und Migranten in Deutschland beim Arbeiten oder auf Ämtern Diskriminierung erleben. "Das schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland immens und reißt weitere Lücken auf dem Arbeitsmarkt, etwa im Gesundheits- oder auch im Dienstleistungsbereich", mahnte die Bundesbeauftragte.
Das SVR-Integrationsbarometer 2024 ist die fünfte bundesweite repräsentative Befragung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund über Einschätzungen und Einstellungen zu integrations- und migrationsspezifischen Themen. Für die Studie wurden zwischen Ende November 2023 und Anfang Juli 2024 insgesamt 15.020 Personen bundesweit befragt.
(U.Gruber--BBZ)