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Nach einem israelischen Militäreinsatz ist das letzte große Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO "außer Betrieb" und vollständig geräumt. "Das Kamal-Adwan-Krankenhaus ist jetzt leer", erklärte ein WHO-Sprecher am Samstag in Genf. Die israelische Armee verkündete die Festnahme von Klinikleiter Hossam Abu Safijeh. Dieser stehe im Verdacht, ein "Hamas-Terrorist" zu sein und werde verhört.
Bei dem am Samstag abgeschlossenen Einsatz gegen ein "Kommandozentrum der Hamas" in dem Krankenhaus in Beit Lahia seien mehr als 240 "Terroristen" gefangen genommen worden, erklärte die israelische Armee. Zuvor hatte die Armee die Einrichtung bereits als "zentrale Hochburg für terroristische Organisationen" bezeichnet.
Die letzten noch verbliebenen 15 Patienten, 50 Pfleger und 20 weitere Mitarbeiter seien am Freitagabend in das Indonesische Krankenhaus im Gazastreifen gebracht worden, erklärte die WHO. Dieses verfüge jedoch nicht über die notwendige Ausrüstung und Material zu einer angemessenen Versorgung der Patienten, erklärte die WHO. Das Leben der Patienten sei in großer Gefahr. Die Organisation äußerte sich "entsetzt" über den israelischen Armeeeinsatz in dem Krankenhaus.
Die radikalislamische Hamas bestritt "kategorisch die Anwesenheit von militärischen Aktivitäten oder Widerstandskämpfern in dem Krankenhaus". Das Gesundheitsministerium der Hamas-Regierung erklärte, israelische Soldaten hätten "Dutzende medizinische Mitarbeiter des Kamal-Adwan-Krankenhauses zum Verhör in ein Haftzentrum gebracht, darunter auch den Direktor Hossam Abu Safijeh".
Ein aus dem Krankenhaus evakuierter Palästinenser sagte AFP, die israelische Armee habe alle jungen Männer "aufgefordert, ihre Kleidung auszuziehen und das Krankenhaus zu verlassen". Dutzende Männer, darunter Ärzte und Patienten, seien an "einen unbekannten Ort" gebracht worden, wo sie verhört und zu "Widerstandskämpfern, der Hamas und Waffen" befragt worden seien, berichtete der Mann.
Seit dem 6. Oktober hat Israel seine Land- und Luftoffensive im nördlichen Gazastreifen intensiviert um zu verhindern, dass sich Kämpfer der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen in dem Gebiet neu formieren.
Israel beschuldigt die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulgebäude als Kommandozentralen und Waffenlager zu nutzen. Die israelischen Streitkräfte stießen an solchen Einrichtungen nach eigenen Angaben seit Beginn des Krieges im Gazastreifen immer wieder auf Tunnel und weitere Infrastruktur der Hamas. Die Hamas streitet das ab.
Der Krieg im Gazastreifen war am 7. Oktober 2023 durch einen Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter militanter Palästinensergruppen auf Israel ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben 1208 Menschen getötet wurden. 251 weitere Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 96 der Geiseln sind demnach noch immer in der Gewalt der Hamas. 34 von ihnen wurden von Israel offiziell für tot erklärt.
Israel geht seit dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 45.400 Menschen getötet. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
(H.Schneide--BBZ)