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Der nach einem Stromausfall auf der Ostsee vor Rügen havarierte Öltanker "Eventin" wird nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums derzeit von unabhängigen Fachleuten auf seine Verkehrstüchtigkeit kontrolliert. Bis zur Auswertung sämtlicher Informationen hätten die zuständigen deutschen Dienststellen ein vorläufiges Auslaufverbot für das weiterhin vor dem Hafen von Sassnitz auf Reede liegende Schiff verhängt, teilte das Ministerium am Mittwoch in Berlin mit.
Nach Angaben des Ministeriums läuft die Hauptmaschine des mit knapp hunderttausend Tonnen Öl beladenen Tankers bereits seit Montagabend wieder, das Schiff ist entsprechend aus eigener Kraft manövrierfähig und mit Strom versorgt. Die vom Eigentümer bestellten Schlepper, die die "Eventin" zwischenzeitlich auf Position halten sollten, wurden entlassen. In der Nähe warten demnach zwei weitere Schlepper, das Schiff bat die Behörden um eine Auslaufgenehmigung.
Diese soll laut Ministerium aber erst erteilt werden, wenn die Prüfung der Verkehrstüchtigkeit des unter der Flagge Panamas fahrenden Tankers beendet ist. Dieses Vorgehen wurde demnach zwischen dem Flaggenstaat Panama und den deutschen Behörden vereinbart. Damit solle sichergestellt werden, dass das Schiff "aus eigener Kraft die Ostsee verlassen" könne, teilte ein Sprecher mit. Panama habe die "Eventin" angewiesen, vollumfänglich zu kooperieren.
Das Schiff gehört nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace zur russischen Schattenflotte - das sind 192 marode Schiffe, mit denen Russland unter Umgehung westlicher Sanktionen Öl transportiert. Russland unterläuft mit den unter fremder Flagge fahrenden Tankern ein nach seinem Angriff auf die Ukraine verhängte Ölembargo. Die Schiffe sind alt und oft unversichert.
Die "Eventin" war nach einem Stromausfall am Freitagabend manövrierunfähig auf der Ostsee getrieben und wurde von den deutschen Behörden zunächst mit staatlichen Notschleppern gesichert. Diese brachten den Havaristen auf eine sichere Reede vor den Hafen von Sassnitz. Am Sonntag hatte sich die Lage so weit stabilisiert, dass das Havariekommando von Bund und Bundesländern die Einsatzleitung abgab. Kommerzielle Schlepper sicherten das Schiff weiter.
Nach Angaben des Verkehrsministeriums besichtigten am Mittwoch die Experten einer international tätigen Klassifikationsgesellschaft die "Eventin", um die Lage an Bord zu klären. Klassifikationsgesellschaften sind mit dem TÜV vergleichbar. Sie zertifizieren im Auftrag von Reedereien, Versicherern und nationalen Behörden die Sicherheit und Seetüchtigkeit von Schiffen. Ohne entsprechende Dokumente verwehren die meisten Staaten Schiffen die Einfahrt.
Im Fall der "Eventin" wird der Prüfbericht demnach an den Flaggenstaat und die Dienststelle Schiffssicherheit der Berufsgenossenschaft Verkehr gehen, die in Deutschland mit den sogenannten Hafenstaatkontrollen von Schiffen betraut ist. Die Dienststelle stimmt sich dann mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes ab, ob noch weitere Kontrollen nötig sind.
(O.Joost--BBZ)