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Klima-Extreme im Amazonas-Regenwald haben laut einer neuen Studie trotz einer Entfernung von 20.000 Kilometern unmittelbare Auswirkungen auf Klima-Extreme im Hochland von Tibet. "Wir waren überrascht zu sehen, wie stark die Klimaextreme im Amazonasgebiet mit den Klimaextremen in Tibet verbunden sind", erklärte Studien-Mitautor Jürgen Kurths vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Donnerstag. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler warnten davor, dass sich die für die Wasserversorgung von Millionen Menschen wichtige Himalaya-Region einem womöglich desaströsen Kipppunkt nähere.
Die globale Erwärmung stürzt laut Wissenschaft wichtige Ökosysteme und ganze Regionen in oft unumkehrbare Veränderungen. Zu den gefährdeten Gebieten gehören die schmelzenden Polkappen, die zu einem meterhohen Anstieg des Meeresspiegels führen könnten, sowie das Amazonasbecken. Dort drohen die tropischen Wälder, sich in Savannen zu verwandeln. Aber kann ein Kipppunkt einen Effekt auf eine andere Region haben? Neue Forschungen deuten darauf hin.
Für ihre in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" vorgestellte Studie nutzten die Forscher aus China, Europa und Israel Daten zur oberflächennahen Lufttemperatur aus den vergangenen 40 Jahren, um einen Verlauf von Klimaveränderungen abzustecken. Sie erkannten einen Verlauf über mehr als 20.000 Kilometer - "von Südamerika über das südliche Afrika zum Nahen Osten und schließlich zum tibetischen Plateau".
Mit Computersimulationen versuchten die Wissenschaftler schließlich herauszufinden, wie globale Erwärmung diese Verbindungen über eine lange Distanz bis zum Jahr 2100 verändern könnte. Sie fanden heraus: Wenn es im Amazonasgebiet wärmer wird, steigen auch in Tibet die Temperaturen. Wenn es aber in dem südamerikanischen Regenwald mehr regnet, fällt in Tibet weniger Schnee.
Anhand von Daten zur Schneedecke stellten sie fest, dass das tibetische Plateau sich seit 2008 einem Kipppunkt nähert. "Das wurde bisher übersehen", sagte Kurths. Die Region deckt einen großen Teil des Wasserbedarfs von fast zwei Milliarden Menschen in Südasien, Südostasien und China.
Obwohl ihre Forschung unterstreiche, dass "Kippkaskaden" ein ernsthaftes Risiko darstellten, erklärten die Forscher, dass ein vollständiges Kippen des Klimasystem unwahrscheinlich sei. "Aber subkontinentale Kippereignisse können im Laufe der Zeit ganze Gesellschaften schwer treffen und wichtige Teile der Biosphäre bedrohen", sagte Hans Joachim Schellnhuber vom PIK. "Dies ist ein Risiko, das wir besser vermeiden sollten."
Um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern, hat die Weltgemeinschaft vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad verglichen mit dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dafür sind Senkungen der Treibhausgasemissionen erforderlich: Bis 2030 sollen diese um 43 Prozent verglichen mit dem Stand von 2019 sinken und etwa 2050 soll weltweit Treibhausgasneutralität erreicht sein.
(A.Berg--BBZ)