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Die Abgeordneten der französischen Nationalversammlung haben dem letzten Zeugen des SS-Massakers von Oradour-sur-Glane die Ehre erwiesen. Mit einer Schweigeminute gedachten sie am Freitag dem am vergangenen Wochenende im Alter von 97 Jahren gestorbenen Robert Hébras. Hébras war der letzte Überlebende des Massakers, das SS-Soldaten 1944 an Zivilisten in dem südwestfranzösischen Dorf verübt hatten. Er hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten unermüdlich für Frieden, Aussöhnung und Demokratie eingesetzt.
In Oradour-sur-Glane nahmen am Freitag etwa 250 Menschen Abschied von Hébras, unter ihnen auch der deutsche Botschafter in Frankreich.
Am 10. Juni 1944 hatten die deutschen Soldaten der SS-Panzerdivision "Das Reich" 642 Menschen getötet und fast das gesamte Dorf niedergebrannt. Nur fünf Männer und eine Frau entkamen den SS-Soldaten. Die Ruinen sind bis heute als Mahnmal erhalten. Hébras führte bis ins hohe Alter Schulklassen und Besucher durch den Ort, der mit seinen abgebrannten Häusern und verrosteten Autowracks an die fürchterlichen Geschehnisse erinnert.
Hébras verlor damals seine Mutter und seine Schwester, die die Soldaten mit etwa 450 Frauen und Kindern in die Dorfkirche eingesperrt hatten. Anschließend schossen die SS-Soldaten in die Menge, verteilten Stroh und Reisig und setzten die Kirche in Brand.
Der damals 20-jährige Hébras schloss sich nach dem Massaker dem französischen Widerstand an. Nach dem Krieg kehrte er in seine Heimat zurück, ein neues Dorf wurde in der Nähe der Ruinen aufgebaut. Im September 2013 reiste der damalige Bundespräsident Joachim Gauck nach Oradour-sur-Glane und traf dort auch mit Hébras zusammen. Es war der erste Besuch eines hochrangigen Vertreters Deutschlands in dem Ort.
(G.Gruner--BBZ)