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China hat erstmals einen Zivilisten zu seiner Raumstation Tiangong geschickt. Der Universitätsprofessor Hui Haichao startete Dienstagmorgen mit zwei weiteren Taikonauten ins All. Ihre Rakete vom Typ Langer Marsch 2F dockte am Nachmittag an der Raumstation an, wie das Staatsfernsehen berichtete. Die Crew löst drei andere Taikonauten nach einem sechsmonatigem Einsatz ab und will die kommende Monate im All für eine Reihe von Experimenten nutzen.
Die Shenzhou-16-Mission startete am Dienstag um 09.31 Uhr Ortszeit (03.31 Uhr MESZ) vom chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan in der Gobi-Wüste. Dutzende Mitarbeiter verfolgten das Manöver, auch Kinder fieberten mit. Einige von ihnen saßen auf den Schultern ihrer Eltern und schwenkten chinesische Fähnchen. Der Start sei "ein voller Erfolg" gewesen und die Besatzung sei "in guter Verfassung", versicherte der Direktor des Weltraumbahnhofs, Zou Lipeng.
Professor Gui Haichao von der Universität für Luft- und Raumfahrt Peking ist der erste Zivilist, den China ins All brachte. Der 36-Jährige will während der Mission zahlreiche wissenschaftliche Experimente vornehmen. Alle bisherigen chinesischen Weltraumfahrer waren Angehörige der Volksbefreiungsarmee.
Geleitet wird die Mission Shenzhou-16 von dem erfahrenen 54 Jahre alten Raumfahrer Jing Haipeng. Außerdem nimmt der 36 Jahre alte Taikonaut und Ingenieur Zhu Yangzhu an der sechsmonatigen Mission teil.
Nach gut sechs Stunden Flug dockte ihre Rakete am Modul Tianhe, dem Herzstück der Raumstation Tiangong, an. Die bisherige dreiköpfige Crew soll in den kommenden Tagen zur Erde zurückkehren. Vorab waren für die neue Besatzung bereits die Vorräte an Wasser, Essen, Kleidung und Treibstoff aufgefüllt worden.
China war 2003 - nach der Sowjetunion und den USA in den 60er Jahren - das dritte Land, das Menschen ins All beförderte. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hat Milliarden in ihr Weltraumprogramm investiert, um zu den führenden Raumfahrtnationen USA und Russland aufzuschließen. So brachte sie Raumsonden auf den Mond und den Mars.
Glanzstück des chinesischen Raumfahrtprogramms ist die Raumstation Tiangong, die vor ein paar Monaten fertiggestellt wurde und deren Name "Himmlischer Palast" bedeutet. Die Station, die deutlich kleiner als die Internationale Raumstation ISS ist, kreist im Abstand von 400 bis 450 Kilometern um die Erde und soll mindestens zehn Jahre lang genutzt werden. Der Sprecher der chinesischen Behörde für bemannte Raumfahrt (CMSA), Lin Xiqiang, betonte am Montag, dass künftig auch Astronauten anderer Länder Tiangong nutzen könnten.
China will außerdem eine Mondstation aufbauen. Die erste bemannte Mondmission plant das Land für 2030, wie Lin bekräftigte. Für die Raumstation Tiangong plant die CMSA demnach zwei Missionen pro Jahr, um die dreiköpfige Besatzung regelmäßig abzulösen. Die nächste Mission ist demnach bereits für Oktober geplant.
(Y.Berger--BBZ)