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Der in München forschende, ungarisch-österreichische Physiker Ferenc Krausz ist unter den drei diesjährigen Trägern des Physik-Nobelpreises. Gemeinsam mit dem Franzosen Pierre Agostini und der französisch-schwedischen Wissenschaftlerin Anne L'Huillier wurde Krausz für seine Forschung zu den ultraschnellen Bewegungen von Elektronen ausgezeichnet, wie das Nobel-Komitee am Dienstag in Stockholm mitteilte. Krausz ist Leiter des Max-Planck-Instituts für Quantenphysik in München und hat an der Ludwig-Maximilians-Universität in der bayerischen Hauptstadt einen Lehrstuhl für Experimentalphysik inne.
Den drei Physikern sei es gelungen, "extrem kurze Lichtpulse" im Attosekundenbereich zu erzeugen, mit deren Hilfe Prozesse gemessen werden könnten, "bei denen sich Elektronen bewegen oder ihre Energie verändern", hieß es in der Begründung der Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften. Eine Attosekunde entspricht dem milliardsten Teil einer Milliardstelsekunde.
Die Arbeit der Preisträger mache es möglich, Prozesse zu erforschen, "die so schnell ablaufen, dass sie zuvor nicht nachvollziehbar waren", erklärte das Nobel-Komitee. Das komme unter anderem der medizinischen Diagnostik zugute.
Der 61-jährige Physiker Krausz gilt als Begründer der sogenannten Attosekundenphysik und ist seit 2016 auch Mitglied der deutschen Wissenschaftsakademie Leopoldina. Deren Präsident, Gerald Haug, gratulierte dem Wissenschaftler zu seiner hohen Auszeichnung. Der Nobelpreis würdige "wegweisende Erkenntnisse im Bereich der Attosekunden-Messtechnik, mit denen schwere Krankheiten auf eine völlig neue Art und Weise untersucht werden können", erklärte Haug.
Mit dem an der Ohio State University in den USA lehrenden Franzosen Agostini war es Krausz bereits in den frühen 2000er Jahren gelungen, Laserpulse zu isolieren, die nur einige hundert Attosekunden dauerten. Gemeinsam mit der ebenfalls ausgezeichneten Physikerin L'Huillier und dem Kanadier Paul Corkum wurde der Teilchenforscher 2022 mit dem renommierten Wolf-Preis ausgezeichnet, der als Vorläufer für den Nobelpreis gilt.
Die 65-jährige L'Huillier ist Professorin an der Universität Lund in Schweden und erst die fünfte Frau, die seit 1901 den Nobelpreis erhält. Vorherige Preisträgerinnen waren Marie Curie (1903), Maria Goeppert Mayer (1963), Donna Strickland (2018) und Andrea Ghez (2020).
Sie sei sehr gerührt, sagte L'Huillier kurz nach der Bekanntgabe. "Es gibt nicht so viele Frauen, die den Preis bekommen haben, also ist es sehr, sehr besonders." Dass sie den Nobelpreis erhalte, habe sie während einer Vorlesung erfahren.
Der Nobelpreis ist mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund 920.000 Euro) dotiert, die Vergabe findet am 10. Dezember in Stockholm statt.
Mit der Bekanntgabe der Preisträger für Medizin hatte am Montag die diesjährige Nobelpreis-Saison begonnen. Ausgezeichnet wurden die Ungarin Katalin Karikó und der US-Wissenschaftler Drew Weissman für ihre wegweisende Forschung, die zur Entwicklung von Corona-Impfstoffen führte. Karikó war mit an der Entwicklung des Corona-Impfstoffs der deutschen Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer beteiligt; sie arbeitete lange für Biontech in Mainz.
Am Mittwoch und Donnerstag folgen die Nobelpreise für Chemie und Literatur, am Freitag der Friedensnobelpreis und am Montag die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften.
(Y.Berger--BBZ)