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Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat erstmals Tonaufnahmen vom Mars ausgewertet - das Ergebnis: Auf dem Roten Planeten herrscht überwiegend Stille, durchbrochen nur von gelegentlichen Windböen. "Es gibt nur wenige natürliche Schallquellen, mit Ausnahme des Windes", erklärten die Wissenschaftler anlässlich der Veröffentlichung ihrer Studie in der Fachzeitschrift "Nature" am Freitag. Eine Überraschung hielten die fünfstündigen Tonaufnahmen jedoch bereit: Auf dem Mars gibt es zwei unterschiedliche Schallgeschwindigkeiten.
Die Aufnahmen stammen von zwei Mikrofonen des Mars-Rovers "Perseverance" der US-Raumfahrtbehörde Nasa, der im Februar vergangenen Jahres auf dem Mars gelandet war. Nun wurden sie von einem Forscherteam rund um Hauptautor Sylvestre Maurice erstmals ausgewertet.
Dabei herrschte auf den Aufnahmen eine solche Stille, dass die Wissenschaftler bereits befürchteten, mit den Messungen stimme etwas nicht. Etwas zu hören war dann aber doch, beispielsweise das Surren der Rotorblätter des ultraleichten Mini-Hubschraubers "Ingenuity" des Nasa-Rovers.
Mit ihrer Studie konnten die Wissenschaftler erstmals nachweisen, dass die Schallgeschwindigkeit auf dem Mars mit 240 Metern pro Sekunde langsamer ist als auf der Erde, wo sich Schall mit 340 Metern pro Sekunde ausbreitet. Dies war bereits erwartet worden, weil die Mars-Atmosphäre zu 95 Prozent aus Kohlendioxid besteht und etwa 100 Mal dünner als jene der Erde ist.
Für Überraschung sorgte jedoch, dass der vom Laser erzeugte Schall 250 Meter pro Sekunde zurücklegte - also schneller als erwartet war. "Ich geriet ein wenig in Panik", berichtete Hauptautor Maurice. "Ich habe mir gesagt, dass eine der beiden Messungen falsch sein muss, weil es auf der Erde nur eine Schallgeschwindigkeit gibt."
Auf dem Mars gibt es demnach also zwei Schallgeschwindigkeiten: eine für hohe Töne wie jene des Lasers und eine weitere für niedrigere Frequenzen wie das Surren der Hubschrauber-Rotoren. "All diese Faktoren würden es für zwei Menschen, die nur fünf Meter voneinander entfernt sind, schwierig machen, ein Gespräch zu führen", erklärte das französische Forschungsinstitut CNRS.
(S.G.Stein--BBZ)