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Für die Entdeckung von MicroRNA und deren Rolle bei der Genregulierung werden der Molekularbiologe Victor Ambros und der Genetiker Gary Ruvkun aus den USA mit dem diesjährigen Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Ihre "bahnbrechende Entdeckung" habe ein "vollständig neues Prinzip der Genregulierung enthüllt, das sich als entscheidend für vielzellige Organismen, einschließlich des Menschen, erwiesen hat", erklärte das Nobelkomitee am Montag in Stockholm.
MicroRNA sind eine bis dahin unbekannte Klasse winziger RNA-Moleküle, die eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Gen-Aktivitäten und damit bei der Entwicklung und der Funktion von Organismen spielen. Seit Jahrzehnten sei es ein wichtiges Ziel der Forschung gewesen, die Mechanismen der Genaktivität zu verstehen, da Fehler in der Genregulierung schwere Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Autoimmunkrankheiten auslösen können, erklärte das Nobelkomitee.
Die von den beiden Forschern entdeckte MicroRNA sei "ein neuer und unerwarteter Mechanismus der Genregulierung", sagte der Generalsekretär des Nobelkomitees, Thomas Perlmann: "MicroRNA sind wichtig für unser Verständnis der embryonalen Entwicklung, von normaler Zell-Physiologie und von Krankheiten wie etwa Krebs."
Bei getrennten Untersuchungen, aber gleichzeitig in Kooperation, hatten Ruvkun und Ambros an dem millimeterkleinen Fadenwurm Caenorhabditis elegans untersucht, warum und wann Zellmutationen vorkommen. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie 1993 in zwei Artikeln.
Ruvkun äußerte sich im schwedischen Radiosender SR überwältigt, nachdem er mitten in der Nacht den Anruf des Nobelpreiskomitees bekommen hatte: "Das ist eine große Sache. Wirklich groß. Es ist ein Erdbeben", sagte der 72-Jährige, der Professor an der Harvard Medical School ist. "Unser Hund ist völlig verwirrt, weil wir im Haus herumrennen, obwohl es draußen stockdunkel ist."
Ruvkuns Kollegen Ambros konnte das Nobelpreiskomitee nicht erreichen - es war schließlich ein SR-Reporter, der ihn ans Telefon bekam und dem 70-Jährigen die Nachricht überbrachte. "Wow, das ist unglaublich! Das wusste ich gar nicht", war die Reaktion des Professors an der Medical School der University of Massachusetts.
Ihre Auszeichnung werden die beiden am 10. November bei der Nobelpreisverleihung in Stockholm vom Schwedischen König Carl XVI. Gustaf entgegennehmen. Er freue sich schon auf die Nobel-Gala, sagte Ruvkun SR: "Das ist eine Party. Man stellt sich einen Haufen Wissenschaftler nicht als Partylöwen vor, aber genau das sind wir."
Im vergangenen Jahr waren die ungarische Biochemikerin Katalin Karikó und der US-Immunologe Drew Weissman mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt worden, die mit ihrer Grundlagenforschung die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen das Coronavirus ermöglicht hatten.
Die Nobelpreis-Woche geht am Dienstag weiter mit der Bekanntgabe der Preisträger in der Kategorie Physik, gefolgt vom Chemie-Nobelpreis am Mittwoch. Am Donnerstag wird der Träger oder die Trägerin des Literaturnobelpreis verkündet, am Freitag der Friedensnobelpreis. Am kommenden Montag folgt dann der Preis für Wirtschaftswissenschaften.
(U.Gruber--BBZ)