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Trotz zunehmend heftiger Auswirkungen des Klimawandels stößt die Menschheit laut einer Untersuchung weiter ungebremst das Treibhausgas CO2 aus. Nach einem Rückgang während der Corona-Krise erreichten die CO2-Emissionen durch die Nutzung fossiler Energien 2022 einen neuen Rekord, berechneten Wissenschaftler des Global Carbon Project in ihrer am Freitag vorgelegten Untersuchung. Der Ausstoß des Haupt-Treibhausgases Kohlendioxid werde voraussichtlich um ein Prozent im Vergleich zu 2021 zunehmen und 36,6 Milliarden Tonnen betragen.
Dies sei "ein bisschen mehr als das Niveau von 2019" vor der Corona-Pandemie, hieß es in dem Bericht, der anlässlich der UN-Klimakonferenz in Scharm el-Scheich veröffentlicht wurde. Der Anstieg sei im Wesentlichen auf die Nutzung von Erdöl zurückzuführen, die 2022 nach derzeitigen Daten um 2,2 Prozent zugenommen habe. Die Nutzung klimaschädlicher Kohle nahm demnach um ein Prozent zu.
Um die Erderhitzung mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, dürfen insgesamt nur noch 380 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Ausgehend von den Emissionswerten des Jahres 2022 werde diese Menge nun schon in neun Jahren erreicht, rechnete das Global Carbon Project unter Berücksichtigung des Kohlendioxidausstoßes durch die Zerstörung von Wäldern vor. Um das Ziel noch zu erreichen, müsse der weltweite Treibhausgasausstoß bis 2030 um 45 Prozent sinken.
Zum Global Carbon Project gehören mehr als hundert Wissenschaftler von rund 80 Forschungseinrichtungen. Glen Peters vom norwegischen Klimaforschungsinstitut Cicero sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Anstieg der CO2-Emissionen sei im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen: die Erholung der Weltwirtschaft nach der Corona-Krise und die Energiekrise infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.
Die Erderhitzung hängt mit der Anreicherung des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre zusammen, die laut Global Carbon Project seit Beginn des industriellen Zeitalters um 51 Prozent anstieg. Seit der industriellen Revolution hat sich die Erde bereits um knapp 1,2 Grad erwärmt - und unter den Folgen in Form von zunehmenden Hitzewellen, Dürren, Waldbränden und Überschwemmungen leiden jetzt schon Millionen Menschen in aller Welt.
Laut der Co-Berichtsautorin Corinne Le Quéré hat sich die Zunahme der CO2-Emissionen aus fossilen Energieträgern immerhin verlangsamt. Hätten sie in den 2000er Jahren noch um rund drei Prozent pro Jahr zugenommen, seien es im vergangenen Jahrzehnt rund 0,5 Prozent jährlich gewesen. "Wir haben bewiesen, dass Klimapolitik funktioniert", sagte Le Quéré. "Aber nur eine konzertierte Aktion im Umfang von der gegen Covid kann die Kurve abflachen."
Unter den größten CO2-Emittenten war der Studie zufolge bei Indien der Zuwachs der Emissionen mit sechs Prozent am größten. Die USA legten um 1,5 Prozent zu, bei China gehen die Wissenschaftler von einem Rückgang um 0,9 Prozent aus und bei der EU von einem Minus von 0,8 Prozent.
Der CO2-Ausstoß der EU durch Erdgasnutzung ging demnach um zehn Prozent zurück, die Emissionen bei Kohle nahmen aber um 6,7 Prozent und die bei Erdöl um 0,9 Prozent zu. Deutschland war dem Bericht zufolge vergangenes Jahr mit 675 Millionen Tonnen CO2 der achtgrößte Emittent der Welt.
Ein Problem ist der Studie zufolge auch, dass die Aufnahmefähigkeit von natürlichen CO2-Senken wie Wäldern und Mooren abnimmt. Die Absorption von CO2 durch Naturräume an Land ging demnach von 2012 bis 2021 um 17 Prozent zurück, die der Meere um vier Prozent.
Le Quéré sagte, an der globalen Zunahme der CO2-Emissionen um ein Prozent lasse sich keine klare Tendenz ablesen. Aber die Emissionen "gehen nicht so zurück, wie sie sollten".
(U.Gruber--BBZ)