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Die Wildtierpopulation ist einem neuen Bericht zufolge in den vergangenen 50 Jahren um 73 Prozent zurückgegangen. Alle Ursachen für das Artensterben seien menschengemacht, erklärte die Umweltorganisation WWF am Donnerstag anlässlich der Veröffentlichung des "Living Planet Index". Den stärksten Rückgang im Zeitraum von 1970 bis 2020 verzeichnen den Angaben zufolge die Süßwasserökosysteme mit 85 Prozent, gefolgt von Land- (69 Prozent) und Meeresökosystemen (56 Prozent).
Am stärksten betroffen von dem Rückgang sind demnach Lateinamerika und die Karibik. In den beiden Regionen mit hoher Biodiversität liege der Rückgang bei bis zu 95 Prozent. In Europa sei der Rückgang "weniger spektakulär".
"Der Living Planet Index zeigt: Wir zerstören, was uns am Leben hält", erklärte Kathrin Samson vom WWF Deutschland. "Unsere Gesundheit, unsere Lebensmittelversorgung, unser Zugang zu sauberem Wasser, die Stabilität der Wirtschaft und erträgliche Temperaturen sind abhängig von intakten Ökosystemen und gesunden Wildtierbeständen."
In dem Bericht wird die Notwendigkeit hervorgehoben, die "miteinander verbundenen" Krisen des Klimawandels und der Naturzerstörung gleichzeitig anzugehen. Zudem wird mit Blick auf bestimmte Ökosysteme vor dem Erreichen großer "Kipppunkte" gewarnt. Die Veränderungen könnten "unumkehrbar" sein mit "verheerenden Folgen für die Menschheit". Als Beispiel wird die Entwaldung im Amazonas genannt, der sich von einer Kohlenstoffsenke in eine Kohlenstoffquelle verwandeln könne.
Die Verschlechterung und der Verlust von Lebensräumen, die hauptsächlich durch das Nahrungsmittelsystem verursacht würden, seien die am häufigsten gemeldete Bedrohung in jeder Region, hieß es weiter. Weitere Bedrohungen seien der Klimawandel, insbesondere in Lateinamerika und der Karibik, und die Umweltverschmutzung, vor allem in Nordamerika, Asien und im Pazifik.
In Europa, Zentralasien und Nordamerika sei der Rückgang der Wildtierbestände weniger dramatisch als in anderen Teilen der Welt. Beim Wisent zeige sich zudem, dass Artenschutzmaßnahmen wirkten. Die Art war in freier Wildbahn ausgestorben und sei bis heute wieder auf etwa 6800 Tiere angewachsen. Die meisten Wisente Europas leben in geschützten Gebieten, wie es in dem Bericht hieß.
WWF-Generaldirektorin Kirsten Schuijt bezeichnete das Gesamtbild zwar als "unglaublich besorgniserregend". Die gute Nachricht sei jedoch, dass der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gebe, noch nicht überschritten sei.
Für den WWF-Bericht wurden fast 35.000 Wirbeltier-Populationen aus mehr als 5000 Arten ausgewertet. Der Bericht betrachtet den Angaben zufolge die durchschnittliche proportionale Veränderung der Größe der Bestände über einen längeren Zeitraum wider, nicht die Anzahl einzelner Tiere. Mehrere in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlichte Studien haben dem WWF methodische Verzerrungen vorgeworfen.
(S.G.Stein--BBZ)