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Die CO2-Emissionen in Deutschland sind im vergangenen Jahr stark zurückgegangen. Mit 673 Millionen Tonnen fiel der Ausstoß um 46 Prozent niedriger aus als im Referenzjahr 1990, wie die Denkfabrik Agora Energiewende am Donnerstag mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit den 1950er Jahren, 73 Millionen Tonnen weniger als 2022 und auch deutlich weniger als das Jahresziel für 2023 von 722 Millionen Tonnen, das sich aus dem Klimaschutzgesetz ergibt.
Die Entwicklung geht den Experten zufolge maßgeblich auf einen "unerwartet starken Rückgang des Kohleverbrauchs" wegen einer stark gesunkenen Stromnachfrage zurück. Außerdem sei mehr Strom importiert worden, der zur Hälfte aus erneuerbaren Energien und zu einem Viertel aus Kernkraft stamme. "Gleichzeitig sanken die Emissionen zu Lasten der energieintensiven Industrie durch konjunktur- und krisenbedingte Produktionsrückgänge", erklärte die Denkfabrik.
Als gute Nachricht für den Klimaschutz werten die Experten diese vorläufige Auswertung jedoch nicht, denn nur rund 15 Prozent des reduzierten CO2-Ausstoßes seien "dauerhafte" Einsparungen. Der Großteil hingegen sei nicht nachhaltig: "Zum Beispiel könnten Emissionen konjunkturbedingt wieder steigen oder sich längerfristig Teile der Industrie ins Ausland verlagern".
"Die Energiewirtschaft verzeichnete mit dem historischen Hoch bei den Erneuerbaren Energien einen klimapolitischen Erfolg", erklärte Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland. Die Schwäche der Industrie sei jedoch auch für das Klima nicht gut, wenn in der Folge der Industriestandort Deutschland leide und Emissionen lediglich verlagert würden.
In den kritischen Bereichen Verkehr und Gebäude habe es zudem kaum Veränderungen gegeben, betonte Agora. "Damit rissen die Sektoren ihre Klimaziele zum vierten beziehungsweise dritten Mal in Folge." Hier gebe es "strukturelle" Probleme, die politisch adressiert werden müssten.
Im Gebäudesektor habe es mit dem Heizungsgesetz und dem Gesetz für die kommunale Wärmeplanung die nötige "politische Weichenstellung" gegeben. Nun komme es "auf eine konsequente Umsetzung an", erklärte Müller.
Beim Verkehr gebe es aber kaum Bewegung. Der Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen sei weiterhin zu gering. Es brauche Anpassungen bei "Steuern, Abgaben und Subventionen rund um den Pkw" sowie einen stärkeren Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs.
(Y.Berger--BBZ)