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Vor einer weltweiten Zunahme von Notlagen durch Wassermangel, aber auch durch Hochwasser warnt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU). Darauf müsse die nationale und internationale Wasserpolitik schnell und umfassend reagieren, fordert der Beirat in seinem am Freitag in Berlin vorgestellten Gutachten "Wasser in einer aufgeheizten Welt". "Wir sehen hier eine Bedrohungslage mit globaler Dimension", warnte Jörg Drewes, einer der Leitautoren des WBGU-Gutachtens.
Nur durch vorausschauendes Wassermanagement könnten die Änderungen im globalen Wasserkreislauf beherrschbar bleiben, mahnte Drewes weiter. Im Extremfall könnten sich Situationen ergeben, "in denen Grenzen der Beherrschbarkeit überschritten werden" und die in eine "Destabilisierung politischer, gesellschaftlicher und ökologischer Systeme münden". Dies könne sogar eine Räumung derzeit als menschlicher Siedlungsraum genutzter Gebiete erzwingen.
Als Beispiele für die Bedrohungslage nannte Drewes bei der Vorstellung des Gutachtens das ungewöhnlich starke Hochwasser zum Jahreswechsel 2023/24 in Norddeutschland sowie aktuell die großräumigen katastrophalen Überflutungen in Teilen Mittel- und Osteuropas. International verwies er auch auf Dürren in Brasilien, aber auch Starkregen in der Sahara sowie die zunehmende Verschmutzung von Wasserressourcen etwa in vielen Regionen Afrikas.
Ursachen der Krise sind dem Gutachten zufolge der Klimawandel, aber auch die Übernutzung noch vorhandener Wasserressourcen sowie Schädigungen von Ökosystemen. "Der Klimawandel verändert zunehmend die Niederschlagsmuster, die Abflussmengen sowie Ausmaß und Häufigkeit von Hochwasserereignissen und ausgedehnten Trockenperioden mit extremen Hitzewellen", heißt es in dem Text.
"Klimaschutz, der Schutz der Ökosysteme sowie ein klimaresilientes, sozial ausgewogenes Wassermanagement sind die wichtigsten Maßnahmen, um Wassernotlagen zu verhindern", wird in dem Gutachten betont. Ein vorrangiges Ziel müsse die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad bleiben, forderte Drewes.
Ein Schwerpunkt der WBGU-Empfehlungen betrifft die Bereiche Vorsorge und Anpassung. Gefährdete Regionen müssten sich möglichst frühzeitig auf die drohende Wasserkrise vorbereiten, um noch mehr Handlungsoptionen zu haben. Es gehe darum, durch eine bessere Datenbasis "Krisenpotenziale frühzeitig zu erkennen und regionale Wassernotlagen mit planetarer Dimension abzuwenden", sagte die WBGU-Co-Vorsitzende Sabine Schlacke.
Große Bedeutung messen die Expertinnen und Experten sogenanntem "grünen Wasser" bei, das im Boden gespeichert ist. Dieses "wirkt wie ein Schwamm" und könne daher in beiden Richtungen Extremlagen abfedern, erläuterte Drewes. Lokal und regional müsse "ein klimaresilientes, sozial ausgewogenes Wassermanagement" erreicht werden, mahnte die WBGU-Co-Vorsitzende Karen Pittel.
"Wasser braucht mehr Wertschätzung, mehr Aufmerksamkeit", sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bei der Entgegennahme des WBGU-Gutachtens in Berlin. Zwar sei auf UN-Ebene wie auch in Deutschland schon Einiges auf den Weg gebracht worden, dies müsse aber jetzt "in konkrete Taten umgesetzt werden", mahnte sie zu entschlossenem Handeln.
"Wir haben fast gleichzeitig mit zu viel und zu wenig Wasser zu kämpfen", verwies Lemke auf Dürren ebenso wie auf die zunehmenden Hochwasserereignisse. Die Auswirkungen seien teilweise "bereits heute drastisch", warnte auch sie. "Wir haben die Daten, wir haben das Wissen, wir müssen stärker in die Umsetzung kommen", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Forschungsministerium, Mario Brandenburg (FDP).
Der WBGU dringt darauf, das Thema Wasser höher auf die internationale Agenda zu setzen. Möglichkeiten dafür seien die 2026 und 2028 geplanten UN-Wasserkonferenzen. Dort solle eine Internationale Wasserstrategie ausgehandelt werden, "die den Schutz der Ressource Wasser als gemeinsames Anliegen der Menschheit anerkennt und vorhandene Prozesse und Konventionen stärkt und verzahnt".
(F.Schuster--BBZ)