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Der Großteil der für die Klimaneutralität in Deutschland notwendigen Investitionen könnte einer Studie zufolge durch das Umlenken von Geldern aufgebracht werden. Drei Viertel der von 2025 bis 2045 jährlich notwendigen 540 Milliarden Euro seien auch ohne Klimaschutz für den Erhalt und die Erneuerung von Gebäuden, Industrieanlagen und Verkehrsmitteln nötig, wie die Denkfabrik Agora Energiewende am Dienstag in Berlin mitteilte. Dabei müsse auf klimafreundliche Lösungen gesetzt werden.
Insgesamt entsprechen die Gesamtinvestitionen elf Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) Deutschlands. Allein acht Prozent entfallen auf Investitionen in die Energie- und Verkehrsinfrastruktur, die Industrie und den Gebäudesektor. "Hier gilt es, Finanzströme durch Preisanreize und Marktregulierung auf klimaneutrale Lösungen umzulenken", erklärte Agora Energiewende.
Weitere drei Prozent des BIP entfielen auf konkrete Klimaschutzinvestitionen. Dabei handelt es sich den Angaben nach um Mehrausgaben für die Anschaffung klimaneutraler Technologien im Vergleich zu fossilen Referenztechnologien – zum Beispiel der höhere Anschaffungspreis einer Wärmepumpe im Vergleich zu einer Gasheizung.
Auch diese Investitionen können sich über die gesamte Lebensdauer jedoch rechnen, erklärte die Denkfabrik. Elektroautos beispielsweise kosteten heute mehr beim Kauf, seien aufgrund der niedrigeren Betriebskosten jedoch insgesamt günstiger als Benzin- und Dieselfahrzeuge.
Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, fordert Agora Energiewende einen "ausgewogenen Politikmix". "Ein einseitiger Fokus auf CO2-Preise, Marktregulierung, Förderung oder Infrastrukturausbau hat jeweils Nachteile", erklärten die Forscherinnen und Forscher. Eine Kombination indes ermögliche Kosteneffizienz, Planungssicherheit und soziale Ausgewogenheit.
Eine CO2-Bepreisung verteuere fossile Energien und mache umweltfreundliche Alternativen dadurch attraktiver. Die Marktregulierung erlaube es, schädliche Technologien einzuschränken und klimafreundliche Technologien zu unterstützen. Zusätzlich brauche es aber auch finanzielle Unterstützung für Haushalte, damit diese sich den Umstieg auf klimaneutrale Alternativen wie das Elektroauto leisten können. Vor allem der Kauf kleiner und gebrauchter Autos solle gefördert werden. Zudem sei der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs nötig.
Die Studie wurde im Auftrag von Agora Energiewende, Agora Industrie, Agora Agrar und Agora Verkehrswende von der Prognos AG, dem Öko-Institut, dem Wuppertal Institut und der Universität Kassel erstellt.
Ebenfalls am Dienstag forderte die Klima-Allianz Deutschland die Bundesregierung anlässlich des Deutschen Klimatags auf, das Land zu modernisieren und den Klimaschutz sozial gerecht umzusetzen. Das Bündnis aus 150 Organisationen setzt sich dafür ein, Zukunftsinvestitionen zu sichern, Kommunen bei der Umsetzung vor Ort zu unterstützen und den Investitionsstau in der Verkehrsinfrastruktur zu überwinden. Die Vorteile einer klimaneutralen Gesellschaft müssten "bei allen Menschen gleichermaßen ankommen".
(S.G.Stein--BBZ)