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Nordkorea hat seinen größten Raketentest seit 2017 vollzogen: Japan und Südkorea warfen Pjöngjang am Donnerstag vor, eine Interkontinentalrakete abgefeuert zu haben. Nach Angaben Tokios landete das Geschoss mit einer Reichweite von mehr als 6000 Kilometern in japanischen Hoheitsgewässern. Japan nannte den Test "unverzeihlich", auch Südkorea und die USA reagierten empört. Seoul feuerte als Reaktion eine Reihe von Raketen ab.
Südkoreas Präsident Moon Jae In warf Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un vor, sein Versprechen gebrochen zu haben, auf den Test von Interkontinentalraketen zu verzichten. Pjöngjang hatte ein derartiges Waffensystem zuletzt im November 2017 getestet.
Der Test sei ein ernste Bedrohung für die koreanische Halbinsel, die Region und die internationale Gemeinschaft, sagte Moon. Es handele sich um einen "klaren Verstoß" gegen die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Als Reaktion auf den Test feuerte Südkorea nach eigenen Angaben mehrere Rakete "vom Boden, von der See und aus der Luft ab".
Nach Angaben des südkoreanischen Militärs feuerte Nordkorea die Interkontinentalrakete mit einer Reichweite von 6200 Kilometern vermutlich vom Flughafen Sunan ab. Die japanische Regierung teilte mit, die Rakete sei nach 71 Minuten Flugzeit 150 Kilometer von der Küste entfernt innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone Japans ins Meer gestürzt. Da die Rakete eine Flughöhe von über 6000 Kilometern erreicht habe und somit "viel höher als die Hwasong-15" geflogen sei, die im November 2017 getestet worden war, gehe Tokio von einem neuen Raketentyp aus.
Japan und die USA verurteilten den Raketentest ebenfalls scharf. Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, warf Nordkorea den Test einer "ballistischen Langstreckenrakete" vor. "Dieser Start ist eine eklatante Verletzung zahlreicher Resolutionen des UN-Sicherheitsrats, erhöht unnötigerweise die Spannungen und könnte die Sicherheitssituation in der Region destabilisieren." Die US-Regierung rufe alle Länder auf, "Nordkorea für diese Verletzungen zur Rechenschaft zu ziehen".
Der japanische Regierungschef Fumio Kishida sprach von einem "empörenden und unverzeihlichen" Akt. Nordkorea bedrohe "den Frieden und die Sicherheit Japans, der Region und der internationalen Gemeinschaft", sagte Kishida vor einem Treffen der G7-Staaten in Brüssel. "Das können wir nicht akzeptieren."
Das nordkoreanische Militär hatte 2017 mehrere Tests mit einer Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-15 vorgenommen. In der Folge verzichtete Nordkorea, das wegen seines Atomwaffen-Programms international isoliert ist, aber auf weitere Tests von Interkontinentalraketen. Seit Januar hatte die Führung in Pjöngjang angedeutet, es könnte sein selbst auferlegtes Moratorium für derartige Tests aufheben.
In diesem Jahr hat Pjöngjang bereits eine ganze Reihe von Raketenstarts vorgenommen. Vergangene Woche war der mutmaßliche Test eines Waffensystems fehlgeschlagen, bei dem es sich südkoreanischen und japanischen Experten zufolge um ein neues Interkontinentalraketen-System des Typs Hwasong-17 handeln könnte, die auch "Monster-Rakete" genannt wird. Bereits die 2017 getestete Hwasong-15 kann Experten zufolge das gesamte Festland der USA erreichen.
Mit dem Test am Donnerstag habe Nordkorea den Fehlschlag der vergangenen Woche ausgleichen wollen, sagte Go Myong Hyun vom Asan Institute of Policy Studies. Nordkorea begeht am 15. April den 110. Jahrestag der Geburt des Staatsgründers Kim Il Sung. Experten gehen davon aus, dass Pjöngjang im Rahmen der Feierlichkeiten einen neuen Raketentest vornehmen könnte.
(Y.Berger--BBZ)