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China hat einer Studie zufolge wie angekündigt auf den Bau von Kohlekraftwerken im Ausland verzichtet - es gibt aber eine Grauzone. Das Forschungszentrum für Energie und saubere Luft (Crea) in Helsinki erklärte am Freitag in Peking, 15 Projekte seien in den vergangenen Monaten gestrichen worden. 18 weitere aber könnten auch weiterhin vorangetrieben werden.
Chinas Präsident Xi Jinping hatte im September bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung angekündigt, im Kampf gegen die Erderwärmung keine Kohlekraftwerke mehr im Ausland zu bauen. Die Volksrepublik ist der größte öffentliche Geldgeber für solche Kraftwerke; im September waren laut Crea 68 Projekte geplant.
Die 15 Kraftwerke, die nun nicht gebaut werden, hätten 12,8 Gigawatt Strom produziert, soviel wie die Produktion von ganz Singapur, erklärten die Forscher. Den Ländern, in denen sie gebaut werden sollten, sei das Geld ausgegangen oder sie hätten umweltfreundlichere Alternativen verlangt. Vietnam und Bangladesch etwa hatten China in den vergangenen Monaten nach Regierungsangaben aufgefordert, Gas- statt Kohlekraftwerke zu bauen.
Der Crea-Studie zufolge hat China für den Verzicht auf den Bau von Kohlekraftwerken im Ausland keine "klaren Regeln" erlassen. In bereits seit Jahren entstehenden Industriegebieten im Rahmen von Chinas Infrastrukturinitiative Neue Seidenstraße etwa könnten auch neue Kohlekraftwerke gebaut werden - "sie würden nicht als neu angesehen", erläuterte Isabella Suarez von Crea.
Die chinesische Planungs- und Entwicklungskommission hatte im März recht vage Richtlinien veröffentlicht: Bei Kohlekraftwerken im letzten Planungsstadium sei "vorsichtig vorzugehen". Diesen Richtlinien zufolge könnten 32 Projekte noch gestoppt und weitere 36, bei denen der Bau bereits begonnen hat, "überdacht" werden, heißt es in der Crea-Studie. 18 Projekte seien allerdings bereits voll finanziert und genehmigt - "sie könnten verwirklicht werden", sagte Suarez.
Die meisten dieser Projekte sind in Indonesien, mit Verbindung zum Abbau von Nickel und anderen Rohstoffen, die für Elektroautos nötig sind und wo China Milliarden investiert.
China selbst - das bevölkerungsreichste Land der Erde und der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen - investiert weiter in die Kohlekraft im eigenen Land, um das Wirtschaftswachstum zu sichern. Die Regierung hat allerdings angekündigt, noch vor dem Jahr 2030 die CO2-Emissionen zu reduzieren. Bis 2060 soll das Land CO2-neutral sein.
(K.Müller--BBZ)