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Die Finanzaufsichtsbehörde Bafin warnt vor den Folgen des Ukraine-Kriegs in Deutschland. Die "Zweit- und Drittrundeneffekte" könnten problematisch werden, sagte Bafin-Chef Mark Branson am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz. Die direkten Auswirkungen des Kriegs und der Sanktionen gegen Russland dagegen dürften für das deutsche Finanzsystem verkraftbar sein - "Stand jetzt".
"Wir sehen zum Beispiel gerade, wie der Krieg weltweit das Wirtschaftswachstum bremst, wie er Handelsbeziehungen stört, die Preise von Gas, Öl und anderen Rohstoffen in die Höhe treibt und wie er das Problem der Lieferengpässe verschärft, unter denen auch die deutsche Wirtschaft seit Beginn der Covid-19-Pandemie leidet", erläuterte Branson. Infolgedessen steige die Inflation weiter, was Zinsanhebungen immer wahrscheinlicher mache, auch in der Eurozone.
Ein abrupter und kräftiger Zinsanstieg könnte die Banken in Schwierigkeiten bringen, erklärte Branson. Ihre kurzfristig angelegten Refinanzierungen würden plötzlich teurer, während Zinseinkünfte aufgrund langer Zinsbindungen langsamer stiegen. Die Bafin prüfe gerade, welche deutschen Banken in diesem Szenario "besonders gefordert" wären.
Auch auf den Immobilienmärkten hätten sich die Risiken "aufgetürmt", sagte Branson weiter. Wenn die Bauzinsen stiegen, lasse die Nachfrage nach Wohnimmobilien nach - in der Folge könnten die Preise sinken und damit der Wert der Sicherheiten. In Deutschland seien die Wohnimmobilien nach Schätzungen der Bundesbank aber rund 20 bis 35 Prozent überbewertet.
Branson warnte auch vor der "sehr großen und präsenten Gefahr" von Cyberangriffen auf Unternehmen des Finanzsektors. Auch interne IT-Sicherheitsvorfälle könnten im Extremfall der Stabilität des Finanzsystems schaden. "Wenn wir ehrlich sind, wissen wir nicht", ob das Land vorbereitet sei auf einen wirklich schwerwiegenden Sicherheitsvorfall. Der Ukraine-Krieg habe Cyberangriffe auf den deutschen Finanzsektor wahrscheinlicher gemacht.
Ein weiteres Risiko ist laut Branson die Geldwäsche. Die finanziellen Folgen und die Reputationsschäden für Finanzunternehmen könnten "immens" sein, "wenn nicht gar existenzgefährdend". Die Bafin sei dabei, die Abteilung Geldwäscheprävention personell zu stärken, um die Unternehmen "besonders eng" zu beaufsichtigen.
(S.G.Stein--BBZ)