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Die Wälder in Deutschland nehmen wegen Schädlingen und der Trockenheit mittlerweile weniger Kohlenstoff auf, als sie abgeben. Seit 2017 ist der Wald daher erstmals seit Jahrzehnten selbst eine "Kohlenstoffquelle", statt den CO2-Gehalt in der Luft zu senken, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin bei der Vorstellung der Bundeswaldinventur mitteilte. Es seien mehr Bäume durch Stürme, Dürre und Käferbefall zerstört worden, als neue Biomasse hinzukam.
Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich den Angaben nach im deutschen Wald bemerkbar. Die "Klimakrise" habe den Wald "erheblich geschädigt", erklärte das Ministerium von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Demnach nahm der Kohlestoffvorrat im Wald seit 2017 um 41,5 Millionen Tonnen ab.
Insbesondere der Bestand der Fichten ging seit 2018 wegen Trockenheit und Borkenkäferbefall deutlich zurück, wie das für die Bundeswaldinventur zuständige Thünen-Institut mitteilte. Die Waldfläche insgesamt blieb den Angaben nach weitgehend stabil bei 11,5 Millionen Hektar, wobei der Anteil der Laubbäume um sieben Prozent auf nunmehr 48 Prozent zunahm. Das sei "ermutigend", da ein höherer Laubbaum-Anteil die "Resilienz gegen das sich verändernde Klima steigert", erklärte das Ministerium.
Mit dem Anteil an Laubbäumen nahm auch der Anteil der Mischwälder leicht zu, auf 79 Prozent. Dies wertete das Ministerium als "positives Signal" für die Biodiversität. "Mischwälder bieten eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten sowie eine bessere Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel".
Der agrarpolitische Sprecher der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament, Martin Häusling (Grüne), bescheinigte dem Zustand des deutschen Waldes die Schulnote "Vier Minus". "Zeit, sich von der Illusion zu verabschieden, dass der deutsche Wald als Kohlenstoffsenke es schon richten wird mit dem Klimaschutz - der Wald emittiert nun selbst Treibhausgase", erklärte er. Die Forstwirtschaft müsse sich in Zukunft noch stärker auf den Schutz und die Schonung des Waldes konzentrieren.
Das Durchschnittsalter der Bäume erhöhte sich laut Bundeswaldinventur zwischen 2012 und 2022 um fünf Jahre und liegt bei derzeit 82 Jahren. 20 Prozent der Wälder sind älter als 120 Jahre, 30 Prozent älter als 100 Jahre.
Die Bundeswaldinventur findet alle zehn Jahre statt. Nach Angaben des Thünen-Instituts wurden dafür mehr als 520.000 Bäume an 80.000 Stichprobenpunkten erfasst und vermessen. Die nun veröffentlichten Daten decken den Zeitraum zwischen 2012 und 2022 ab.
(G.Gruner--BBZ)