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Anhaltende Immobilienkrise und schwacher Konsum: Chinas Wirtschaft kommt weiterhin nicht in Schwung. Im dritten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, das war der niedrigste Wert seit Anfang 2023 - damals hatte das Land gerade begonnen, sich von der strikten Null-Covid-Politik mit harten Lockdowns zu erholen. Ziel der Führung in Peking sind offiziell weiterhin "rund fünf Prozent" Wachstum im Gesamtjahr.
Das nationale Statistikamt verwies am Freitag auf ein "kompliziertes und schwieriges externes Umfeld" und "neue Probleme bei der wirtschaftlichen Entwicklung" im Inland. Im zweiten Quartal von April bis Juni war das Bruttoinlandsprodukt um 4,7 Prozent gewachsen, im ersten Quartal waren es 5,3 Prozent gewesen. Diese Wachstumsraten sind unter westlichen Gesichtspunkten zwar hoch - für China jedoch weit entfernt von den zweistelligen Zuwächsen, die jahrelang die Entwicklung des Landes bestimmt hatten.
Die Erholung der chinesischen Wirtschaft kommt seit dem Ende der strikten Corona-Maßnahmen nur schleppend voran. Problem ist vor allem die schwere Krise des Immobiliensektors, die auch zur Schwäche des inländischen Konsums beiträgt. Unternehmen sind hoch verschuldet, Bauprojekte werden nicht fertiggestellt, Preise fallen. Im September etwa legten die Preise für neue Häuser nur in zwei von 70 untersuchten großen und mittleren Städten zu, wie das Statistikamt am Freitag mitteilte.
Die Regierung in Peking versucht seit einigen Wochen, mit umfangreichen Finanzspritzen die Konjunktur anzukurbeln. Im Mittelpunkt steht der Immobiliensektor - so gibt es Kredite zur Fertigstellung angefangener Bauprojekte, Zinssenkungen auf bestehende Immobilienkredite oder entschärfte Regeln für den Hauskauf.
Am Freitag kündigte die Zentralbank zudem an, sie werde Versicherungsunternehmen und Investmentfonds mit umgerechnet 26 Milliarden Euro unterstützen. Zentralbankchef Pan Gongsheng sagte außerdem, der Mindestreservesatz könne bis Jahresende weiter abgesenkt werden. Banken müssen einen bestimmten Anteil der Kundengelder bei der Zentralbank halten - sinkt der Anteil, können sie mehr Kredite an Unternehmen vergeben, was die Wirtschaft ankurbeln kann, so das Kalkül.
Die größten Banken des Landes kündigten laut dem Fernsehsender CCTV an, die Zinsen auf Einlagen würden erneut sinken. Das soll den Konsum ankurbeln, weil sich das Sparen weniger lohnt.
Weitere am Freitag veröffentlichte Wirtschaftsdaten waren aber positiv: Der Einzelhandelsumsatz etwa stieg im September um 3,2 Prozent - nach einem Plus von nur 2,1 Prozent im August. Die Arbeitslosigkeit in den Städten sank von 5,3 Prozent im August auf 5,1 Prozent.
Dennoch: Das Ziel, am Ende des Jahres bei einem Wirtschaftswachstum von fünf Prozent zu landen, sei "schwierig zu erreichen", erklärte Analyst Zhang Zhiwei von Pinpoint Asset Management. "Wir müssen vielleicht den November abwarten, um mehr zu wissen. Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl sei "wahrscheinlich einer der Faktoren, der die politischen Überlegungen in Peking beeinflussen".
(Y.Yildiz--BBZ)