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Aus Sorge um die weltweite Weizenversorgung hoffen die USA auf eine Abkehr Indiens von seinem Exportstopp für das Brotgetreide. "Wir ermutigen Länder, Exporte nicht einzuschränken, weil wir glauben, dass jegliche Exportbeschränkungen die Nahrungsmittelknappheit verschärfen werden", sagte die US-Botschafterin bei der UNO, Linda Thomas-Greenfield, im Vorfeld einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates zum Thema Ernährungssicherheit.
Die USA hofften darauf, dass Indien seine Haltung überdenken könne, wenn die von anderen Ländern geäußerte Bedenken gehört würden, führte Thomas-Greenfield am Montag bei einer virtuellen Pressekonferenz weiter aus. An der UN-Sitzung am Mittwoch unter Vorsitz von US-Außenminister Antony Blinken nimmt auch Indiens Staatsminister für auswärtige Angelegenheiten, Vellamvelly Muraleedharan, teil; Indien hat derzeit einen nichtständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
Das 1,4-Milliarden-Einwohner-Land ist der weltweit zweitgrößte Weizen-Produzent, hatte Ende vergangener Woche aber ein Exportverbot angekündigt. Grund dafür ist, dass die Regierung in Neu Delhi die Versorgungssicherheit im eigenen Land gewährleisten will - denn als Folge der extremen Hitze in Indien, bei der in den vergangenen Wochen teils Temperaturen von 45 Grad Celsius erreicht worden waren, wird ein deutlicher Rückgang bei der diesjährigen Ernte erwartet.
Nach der Ankündigung des Exportverbots, das Ausnahmen für Weizenausfuhren nur mit ausdrücklicher Genehmigung der indischen Regierung vorsieht, war der durch den russischen Angriff auf die Ukraine ohnehin schon hohe Weizenpreis weiter gestiegen. Eine Rolle spielt zudem, dass Indien in Aussicht gestellt hatte, die im Zuge des Ukraine-Kriegs entstandenen weltweiten Versorgungsengpässe durch eine Steigerung seiner Weizen-Exporte womöglich lindern zu können.
Der Ukraine-Krieg hat zu einer Verknappung von Weizen auf dem Weltmarkt geführt - zugleich sind viele Länder, beispielsweise in Afrika oder im Nahen Osten, stark von Importen aus der Ukraine oder Russland abhängig.
In Indien strandeten am Dienstag unterdessen hunderttausende Tonnen Weizen am Hafen von Kandla im Bundesstaat Gujarat. Nach Angaben des Hafenbetreibers stauten sich infolge des Exportverbots rund 4000 Lastwagen. Demnach dürften zwar diejenigen Lkw-Ladungen an Bord von Schiffen gebracht werden, die bereits vor der Verkündung des Ausfuhrstopps am vergangenen Freitag dort angekommen waren - nicht aber solche, die erst danach eintrafen.
Die örtliche Handelskammer von Gandhidham schätzte, dass rund 400.000 Tonnen Weizen aus Punjab, Haryana, Madhya Pradesh und anderen Anbaustaaten strandeten; zwischen 500 und 700 Lagerhäuser in der Nähe des Hafens seien "voll mit Weizen für den Export", sagte Kammerpräsident Teja Kangad. Die Regierung hätte vorher Bescheid geben sollen, bevor sie das Verbot verkündete, beklagte er.
(Y.Berger--BBZ)