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Italiens Großbank Unicredit hat ihr Interesse an einer Übernahme der Commerzbank bekräftigt - eine Entscheidung werde aber "nicht vor einem Jahr fallen", sagte am Mittwoch Unicredit-Chef Andrea Orcel. Es sei nötig, "mit allen Beteiligten" der Commerzbank zu sprechen, "bevor wir weitergehen", und dies werde "einige Zeit in Anspruch nehmen". Geschäftsführung und Belegschaft der Commerzbank sind strikt gegen eine komplette Übernahme, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte das Vorgehen der Unicredit scharf kritisiert.
Orcel äußerte sich bei der Bekanntgabe der neuen Quartalszahlen der Unicredit. Sie fielen besser aus als erwartet: Der Gewinn stieg von Juli bis September um 8,2 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr strebe die Unicredit nun mehr als neun Milliarden Euro Gewinn an, teilte das Institut mit - zuvor hatte dieses Ziel bei 8,5 Milliarden Euro gelegen.
Auch die Commerzbank präsentierte bessere Quartalsergebnisse als erwartet und hob ihrerseits die Gewinnprognose an. Im dritten Quartal machte sie dank eines "sehr guten Kundengeschäfts" einen Gewinn von 642 Millionen Euro, wie Banken-Chefin Bettina Orlopp erklärte. Das waren zwar sechs Prozent weniger als im Vorjahresquartal, aber mehr als angesichts der niedrigeren Zinsen von Analysten erwartet.
In den ersten neun Monaten machte die Commerzbank den Angaben zufolge 1,9 Milliarden Euro Gewinn - im Gesamtjahr erwartet sie rund 2,4 Milliarden Euro. Das vergangene Jahr hatte sie mit einem Ergebnis von 2,2 Milliarden Euro abgeschlossen.
Italiens zweitgrößte Bank Unicredit war im September zunächst mit neun Prozent bei der Commerzbank eingestiegen. Die Hälfte dieser Anteile übernahm sie vom deutschen Staat, der zuvor mit dem Verkauf seiner in der Bankenkrise 2008 erworbenen Anteile an der Commerzbank begonnen hatte. Die Italiener erhöhten ihre Anteile später weiter und lösten so den Bund als größten einzelnen Anteilseigner ab. Orcel warb für eine Komplettübernahme.
Commerzbank-Chefin Orlopp warnte daraufhin vor den Risiken: Das Rating der Bank würde sich deutlich verschlechtern, dadurch würde das Institut Kunden verlieren. Zudem sei die Integration von zwei großen Banken extrem schwierig, sagte sie dem "Handelsblatt".
Betriebsratschef Sascha Uebel kündigte massiven Widerstand für den Fall einer Übernahme an: "Unicredit wird sich mit uns die nächsten zehn Jahre rumprügeln müssen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Er fürchtet den Abbau von bis zu 18.000 Arbeitsplätzen in Deutschland.
Kanzler Scholz erklärte, "unfreundliche Attacken" und "feindliche Übernahmen" seien "nicht das, was für Banken eine gute Sache ist". Von Seiten der Bundesregierung hieß es Ende September allerdings auch, dass es weder den Plan noch die Handhabe gebe, gegen eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit vorzugehen.
(A.Berg--BBZ)