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Die Internationale Energie-Agentur (IEA) erwartet in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang der Erdgasnachfrage in Europa. Ein wesentlicher Grund dafür seien auch die zuletzt starken Preiserhöhungen, wie die IEA am Montag in Paris mitteilte. In Europa erwartet die Agentur demnach in diesem Jahr einen Rückgang der Nachfrage nach Erdgas um vier Prozent. Auch in Asien rechnet sie mit sinkender Nachfrage.
Nach Angaben der Agentur, die Regierungen in Energiefragen berät, waren die jüngsten starken Preissteigerungen für Erdgas durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren bestimmt. So führte ein starker Anstieg der Gasnachfrage durch die Erholung der Weltwirtschaft von den Folgen der Corona-Krise zusammen mit Produktionsausfällen und einem verhältnismäßig kalten Winter im vergangenen Jahr zu einer Angebotslücke. Als Konsequenz daraus stiegen auch die Preise stark.
Kurzfristig werde der Gasbedarf während der winterlichen Heizsaison auf der Nordhalbkugel der Erde noch von der Temperaturentwicklung abhängen, teilte die IEA weiter mit. Sofern diese normal ausfalle, werde die Nachfrage an den Gasmärkten aber durch die hohen Preise und die sich abschwächende konjunkturelle Entwicklung abgebremst. Zudem könnte die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Förderkapazität dazu führen, dass sich die Lage auf der Angebotsseite entspanne.
Die zuletzt stark gestiegenen Energiepreise heizen die Inflation an und sorgen in Deutschland und vielen anderen Ländern für zunehmend hitzige politische Debatten. Unter anderem sind zahlreiche private Haushalte mit stark steigenden Heiz- und Stromkosten konfrontiert. Für zusätzliche Unsicherheit sorgt noch die Gefahr einer möglichen russischen Invasion in der Ukraine. Russland ist ein bedeutender Gasexporteur, die Ukraine ist als Transitland für Pipelines wichtig.
Laut Berechnungen der IEA dürfte die globale Gasnachfrage in diesem Jahr um nur noch 0,9 Prozent auf 4,1 Billionen Kubikmeter steigen. Im vergangenen Jahr hatte sie sich noch um 4,6 Prozent erhöht. Die weltweite Fördermenge dürfte demnach zugleich um 1,6 Prozent auf 4,2 Billionen Kubikmeter zunehmen, die Nachfrage also übertreffen.
(S.G.Stein--BBZ)