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Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland wird laut Analyse der DZ Bank bis Jahresende auf über acht Billionen Euro anwachsen. Das wäre ein vergleichsweise geringer Zuwachs um 2,3 Prozent im Vorjahresvergleich - denn "trotz des Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation gibt es wegen der zurückliegenden Corona-Pandemie aufgestaute Konsumbedürfnisse", erläuterte die DZ Bank am Freitag. 2021 hatte der Anstieg noch 8,4 Prozent betragen.
Normalerweise reagierten private Haushalte auf wachsende Unsicherheit in Krisenzeiten, indem sie mehr auf die hohe Kante legten, heißt es in der Studie. Doch in der Corona-Pandemie habe sich ein "gewaltiger Nachholfbedarf" aufgebaut: Wegen geschlossener Geschäfte und Gasthäuser, eingeschränkter Kultur- und Freizeitaktivitäten und des Verzichts auf größere Urlaubsreisen hätten die Haushalte 2020 und 2021 insgesamt rund 200 Milliarden Euro gespart, so die DZ Bank.
Die private Sparquote habe 2020 mit 16,1 Prozent des verfügbaren Einkommens einen neuen Rekord erreicht, hieß es. 2021 sei sei mit 15 Prozent extrem hoch geblieben.
"Häufig wurde die zusätzliche Ersparnis gar nicht angelegt, sondern blieb einfach auf dem Girokonto stehen", heißt es in der Studie. Dies Geld liege für Anschaffungen, Shopping, Restaurantbesuche, Freizeit oder Urlaub bereit. Der Ukraine-Krieg und die hohe Inflation bremsen die Ausgabebereitschaft nun - aber nicht so stark. Die DZ Bank schätzt die Sparquote in diesem Jahr auf etwa zehn Prozent, also in Höhe des langfristigen Durchschnitts.
Bei Haushalten mit niedrigen Einkommen sorgten die hohen Heizkosten, teurer Sprit und gestiegene Lebensmittelpreise dafür, dass weniger gespart werden kann, wie es weiter heißt. Das wegen der hohen Energiepreise auf den Weg gebrachte Entlastungspaket der Bundesregierung könne die Folgen der hohen Inflation nur zum Teil ausgleichen.
Neben der geringeren Sparquote sei auch die diesjährige Aktienmarktkorrektur Grund für den vergleichsweise geringen Anstieg des Vermögens, erläuterte Studienautor Michael Stappel. Für Aktien gehe es nicht mehr nur noch nach oben. Der Kriegsausbruch und Corona-Lockdowns in China belasteten derzeit die Kursentwicklung, erklärte Stappel. Hinzu komme die Zinswende der Europäischen Zentralbank, die im Juli erwartet wird - sie bringe Renditen und Zinsen "nachhaltig in die Positivzone".
Erfreulicherweise bleibe die neue Aktienkultur aber intakt. Stappel betonte, wichtig für Kleinanlegerinnen und Kleinanleger sei ein langfristiges Denken. In diesem Jahr rechnet die DZ Bank damit, dass die privaten Haushalte 680 Milliarden Euro in Aktien anlegen werden und 1,1 Billionen Euro in Investmentfonds. Bargeld und Kontoeinlagen schätzt das Institut auf rund 3,2 Billionen Euro, Geld in Versicherungen auf rund 2,2 Billionen Euro. Zertifikate, Rentenpapiere und sonstige Anlagen kommen hinzu.
Im kommenden Jahr wird das Vermögen der Deutschen wieder stärker ansteigen, erwartet Stappel. Mit 5,3 Prozent "sollte der Vermögensaufbau dann wieder schneller voranschreiten", heißt es in der Studie.
(G.Gruner--BBZ)