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Wegen der Erfassung von Flüchtlingen aus der Ukraine bei den Jobcentern ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Juni gestiegen. Gegenüber Mai kletterte die Zahl der Arbeitslosen um 103.000 auf 2,363 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mitteilte. Der scheidende BA-Chef Detlef Scheele sagte, der Rückgang der Arbeitslosenzahl sei wegen der Flüchtlinge vorerst vorbei. "Die Arbeitslosigkeit wird in den nächsten Monaten Monat für Monat steigen, gar keine Frage."
Die geflüchteten Ukrainer werden in den Jobcentern erfasst und tauchten damit im Juni erstmals in der Arbeitsmarktstatistik auf. Laut Scheele sind in den Jobcentern nun 267.000 ukrainische Flüchtlinge registriert. Das sind bei weitem noch nicht alle arbeitsfähigen Ukrainer im Land. Da die Zahl der Jobsuchenden nur um 103.000 gestiegen ist, wäre die Arbeitslosenzahl ohne diesen Effekt wohl gesunken. Scheele ordnete den Anstieg der Arbeitslosenzahl entsprechend ein: "Man muss dabei immer beachten, das ist ein Effekt, der aus Zuwanderung entsteht, nicht aus Problemen am Arbeitsmarkt."
Wieviele geflüchtete Ukrainer bereits in Deutschland arbeiten, konnte der BA-Chef nicht genau sagen. Die BA habe überschlagsmäßig ausgerechnet, dass seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 12.000 Ukrainer mehr in Deutschland arbeiten als davor. "Das ist nicht viel", sagte der BA-Chef. Er erklärte dies damit, dass vor allem Frauen und Kinder geflohen seien, da die Männer im Land bleiben müssen. Viele der Frauen hätten aber noch keinen Kita-Platz finden können und müssten sich um ihre Kinder kümmern, statt zu arbeiten.
"Der Arbeitsmarkt insgesamt ist weiterhin stabil", sagte Scheele. Verglichen mit dem Juni des vergangenen Jahres ist die Arbeitslosenzahl um 251.000 niedriger. Die Arbeitslosenquote stieg von Mai auf Juni um 0,3 Prozentpunkte auf 5,2 Prozent, sie liegt um 0,5 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahresmonat.
Der Bundesagentur zufolge sind die wichtigsten Entwicklungen am Arbeitsmarkt stabil positiv. So nehme die Kurzarbeit deutlich ab und befinde sich wieder auf dem Niveau von vor der Corona-Pandemie - im Zuge der verschiedenen Lockdowns waren mehrere Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten steige und steige und lag nach den jüngsten vorliegenden Hochrechnungen im April mit 34,36 Millionen um 672.000 über dem Vorjahresniveau. Auch die Arbeitskräftenachfrage bleibe hoch.
"Preiserhöhungen, Lieferengpässe und die Folgen des Krieges in der Ukraine - die Wirtschaft in Deutschland muss zur Zeit hohen Belastungen standhalten. Deshalb bin ich froh, dass der Arbeitsmarkt stabil durch diese schweren Wochen und Monate kommt", erklärte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD).
Es sei "ein Zeichen unseres politischen Willens, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer in unserer Gesellschaft und am Arbeitsmarkt Fuß fassen können". Die Tür zum Arbeitsmarkt stehe den Menschen aus der Ukraine offen. "Nun müssen wir ihnen dabei helfen, über die Schwelle zu treten."
Scheele sagte, angesichts dieser insgesamt stabil positiven Lage müsse sich niemand Sorgen machen, von Flüchtlingen aus der Ukraine am Arbeitsmarkt verdrängt zu werden. Alleine die Zahl der aktuell gemeldeten 877.000 freien Stellen liege über der Zahl der bei den Jobcentern registrierten Flüchtlinge.
Auf der anderen Seite sieht der BA-Chef Flüchtlinge aber auch nicht als Lösung für den deutschen Fachkräftemangel. "Das, was wir an Fachkräften brauchen, ist viel mehr als das, was wir aus der Ukraine schöpfen können." Es sei außerdem auch unklar, wieviele Ukrainer überhaupt in Deutschland bleiben werden. Sobald die Lage es zulasse, würden viele der Frauen zu ihren Männern in ihr Heimatland zurückkehren wollen.
Scheele legte zum letzten Mal den Arbeitsmarktbericht vor, wegen einer Tagung machte der scheidende BA-Chef dies aus Hamburg. Künftig wird die frühere Bundesarbeitsministerin und SPD-Bundesvorsitzende Andrea Nahles die Nürnberger Behörde leiten. Scheele sagte, die Einarbeitung von Nahles laufe bereits intensiv.
(T.Renner--BBZ)