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Überstunden gehören für viele Beschäftigte zum Arbeitsalltag: Im vergangenen Jahr haben 4,5 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer - ein Anteil von zwölf Prozent - mehr gearbeitet als vertraglich vereinbart, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Von denen, die Überstunden machten, wurden 22 Prozent nicht dafür bezahlt. Die wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Bettina Kohlrausch, nannte die Zahlen "beunruhigend".
Laut Statistikamt ist die Zahl der Überstunden auf wenige Stunden pro Woche begrenzt: Bei einem Drittel waren es weniger als fünf Stunden, bei fast 60 Prozent weniger als zehn Stunden. Mehr als ein Viertel (29 Prozent) machte aber mindestens 15 Überstunden pro Woche.
Am weitesten verbreitet ist Mehrarbeit laut Statistik im Bereich der Finanz- und Versicherungsfirmen - hier betrug der Anteil der Beschäftigten, die Mehrarbeit leisten, 19 Prozent. In der Energieversorgung waren es im vergangenen Jahr 18 Prozent. Männer arbeiten mit 14 Prozent etwas häufiger als Frauen mit zehn Prozent mehr als vertraglich vereinbart.
Kohlrausch sagte: "Vor diesem Hintergrund wird noch einmal deutlich, wie unnötig und kontraproduktiv Diskussionen über eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit sind." Wer Fachkräfte halten wolle, müsse sich um attraktive Arbeitsbedingungen kümmern - "dazu Arbeitszeitarrangements, die zum Beispiel Spielräume für eine bessere Vereinbarkeit für Arbeit und Leben lassen".
Die meisten Beschäftigten (72 Prozent) nutzen die Mehrarbeit allerdings für ein Arbeitszeitkonto, wie die Statistiker weiter mitteilten - sie sichern sich mit den Überstunden also mehr Freizeit oder Urlaub zu anderen Zeiten. 18 Prozent werden für ihre Überstunden bezahlt.
Die Daten des Statistikamts beruhen auf ersten Ergebnissen des Mikrozensus 2021 - das ist die größte jährliche Haushaltsbefragung in Deutschland. Befragt werden rund 810.000 Menschen.
(F.Schuster--BBZ)