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Knapp elf Millionen Haushalte in Deutschland können einer Studie zufolge ihre Rentenlücke im Alter nicht aus eigener Kraft schließen. Dies betrifft vor allem die unteren Einkommensbezieher sowie Alleinstehende und Alleinerziehende, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung des Forschungsinstituts Prognos im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt. In vier von zehn Haushalten mit Menschen im Erwerbsalter sei der finanzielle Spielraum selbst dann zu klein, wenn sie ihr monatlich frei verfügbares Geld vollständig für die Altersvorsorge einsetzen würden.
Aufgrund des geringen Sparpotenzials bestehe in diesen Gruppen Nachhol- und teilweise Unterstützungsbedarf, sagte Prognos-Studienleiter Oliver Ehrentraut. Mögliche Zulagen, beispielsweise die staatliche Riester-Förderung oder auch Arbeitgeberzuschüsse zur betrieblichen Altersversorgung, flossen den Angaben zufolge in die Berechnung nicht mit ein.
Die derzeit hohe Teuerung verschärfe die Situation zusätzlich. "Die Inflation erhöht einerseits den Vorsorgebedarf für die Zukunft, engt aber zugleich den Spielraum zum Sparen heute ein", betonte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Eine bessere Förderung insbesondere von Geringverdienern sei daher dringend notwendig. Zumal die steigenden Preise die unteren Einkommensgruppen am stärksten treffen, wie die Studie auch zeige.
Während die Konsumausgaben aller Haushalte seit April 2021 um durchschnittlich 5,7 Prozent gestiegen sind, kletterten sie im untersten Einkommensviertel der Haushalte demnach um 7,8 Prozent. "Die Inflation verschärft die Altersvorsorgesituation breiter Bevölkerungsteile", sagte Ehrentraut. Menschen mit geringen Einkommen könnten die Teuerung kaum auffangen, da bei ihnen der Anteil an "nicht notwendigen" Ausgaben relativ klein sei. "Die Mehrausgaben gehen dann zu Lasten des Sparpotenzials und damit der Altersvorsorge."
Um insbesondere Geringverdienern das Sparen zu erleichtern, plädierte der GDV für ein attraktiveres und einfacheres Fördersystem. "Eine Erhöhung der Zulagen ist nötig", sagt Asmussen. Zugleich müssten die Ertragschancen in der geförderten Altersvorsorge verbessert werden, um der Inflation zu begegnen. Auch die Kosten der Produkte könnten der Versicherungswirtschaft zufolge sinken, wenn gesetzliche Vorgaben vereinfacht und komplizierte Wahlmöglichkeiten wegfallen würden.
Grundlage der Studie ist laut GDV eine Auswertung der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) für 2018. Im Fokus der Analyse stehen Haushalte mit Menschen im Erwerbsalter. Haushalte im Ruhestand sowie unter anderem Wohngemeinschaften sind nicht berücksichtigt. Insgesamt werden 25 Millionen Haushalte beziehungsweise 61 Prozent aller Haushalte in Deutschland einbezogen. Neben dem Sparpotenzial der Haushalte auf Basis der EVS wird in der Studie den Angaben zufolge der Sparbedarf für die Altersvorsorge modelliert.
(S.G.Stein--BBZ)