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Auf diese Aufnahmen haben Astronomen weltweit seit Jahren gewartet: Die US-Raumfahrtbehörde Nasa veröffentlichte am Dienstag weitere Bilder des extrem leistungsfähigen James-Webb-Weltraumteleskops. Jedes Bild sei "eine neue Entdeckung" und "ermöglicht der Menschheit einen Blick auf das Universum, wie wir es noch nie gesehen haben", sagte Nasa-Chef Bill Nelson im Goddard Space Center nahe Washington.
Am Montag war bereits ein erstes Farbbild des Teleskops veröffentlicht worden. Die gezeigten Galaxien entstanden vor mehr 13 Milliarden Jahren und damit relativ bald nach dem Urknall. Nun zeigte die Nasa die Gesamtheit der Bilder in einer einstündigen Live-Übertragung, darunter atemberaubende Aufnahmen ferner Galaxien und des Carinanebels, einer 7600 Lichtjahre entfernten Wolke aus kosmischem Staub und Gas.
Das Foto des Carinanebels war wegen seines Detailreichtums und seines blau-orangefarbenen Farbkonstrasts das vielleicht beeindruckendste aus der Reihe. Es zeigte die Entstehung hunderter neuer Sterne, weit entfernte Galaxien und bislang völlig unbekannte Strukturen. "Zum ersten Mal sehen wir brandneue Sterne, die uns bisher völlig verborgen waren", sagte Nasa-Astrophysikerin Amber Straughn.
Beeindruckend war auch die Aufnahme des Südlichen Ringnebels, ein Planetarischer Nebel aus dem Sternbild Segel des Schiffs. Dabei handelt es sich um eine riesige Gaswolke, die einen sterbenden Stern umgibt.
Außerdem veröffentlichte die Nasa eine Aufnahme des Stephans Quintett, eine Gruppe von fünf Galaxien. Vier von ihnen führen auf den spektakulären Aufnahmen durch die gegenseitige Anziehung einen regelrechten Tanz miteinander auf. Dies liefert der Wissenschaft neue Erkenntnisse über die Entstehung der ersten Galaxien.
Präsentiert wurde auch das Spektrum des 2014 entdeckten Exoplaneten WASP-96 b, eines Planeten außerhalb des Sonnensystems. Bei der Spektroskopie wird Strahlung analysiert, um die physikalischen und chemischen Eigenschaften von kosmischem Material zu ergründen.
Der Gasriese ist fast 1150 Lichtjahre von der Erde entfernt und umkreist seinen Stern in nur 3,4 Tagen vollständig. Durch die Analyse des Lichts, das durch die Atmosphäre des Planeten dringt, wenn er an dem Stern vorbeiwandert, konnte die Nasa Wasser in seiner Atmosphäre nachweisen.
Das auch mit deutscher Beteiligung gebaute James-Webb-Teleskop war im Dezember nach jahrzehntelangen Vorbereitungen ins All gebracht worden. Nun befindet es sich mehr als anderthalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
Es erforscht die Frühzeit des Kosmos, nur einige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall vor etwa rund 13,8 Milliarden Jahren. Astronomen versprechen sich Rückschlüsse auf die Bildung der ersten Sterne und Galaxien. Außerdem sucht das Teleskop das All nach Exoplaneten ab.
Anders als das Vorgänger-Teleskop Hubble dreht sich das Webb-Teleskop nicht um die Erde, sondern um die Sonne. Es übertrifft seinen Vorgänger Hubble zudem an Größe und Komplexität bei Weitem. Es blickt weiter in den Weltraum als Hubble und damit auch weiter zurück in die Vergangenheit.
Dank Infrarot-Technik kann es kosmische Staubwolken durchdringen und Licht von den allerersten Sternen auffangen. Herzstück des Webb-Teleskops ist ein konkaver Spiegel von sechseinhalb Metern Durchmesser.
Nach Veröffentlichung der ersten Bilder können nun Wissenschaftler aus aller Welt Beobachtungszeiten an dem Teleskop buchen. Wer dabei zum Zug kommt, wird in einem Auswahlverfahren entschieden. Die Nasa schätzt, dass das James-Webb-Weltraumteleskop genug Treibstoff für 20 Jahre hat. Die geschätzten Kosten des Projekts: rund zehn Milliarden Dollar (rund 9,9 Milliarden Euro).
(T.Renner--BBZ)