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Die Verbraucherpreise in Deutschland steigen so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr: Im Dezember erreichte die Inflationsrate einen Wert von 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte und damit seine erste Schätzung von Anfang Januar bestätigte. Im Jahresdurchschnitt erhöhten sich die Verbraucherpreise 2021 gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Prozent.
Eine höhere Jahresteuerungsrate wurde nach Angaben des Bundesamtes zuletzt vor fast 30 Jahren ermittelt: 1993 legten die Verbraucherpreise um 4,5 Prozent zu. Im Jahr 2020 hingegen lag die Inflationsrate noch bei 0,5 Prozent und damit deutlich unterhalb des von der Europäischen Zentralbank (EZB) angepeilten Ziels von zwei Prozent.
Dass die Teuerung 2021 nun deutlich oberhalb dieses Ziels liegt, hat nach Angaben des Bundesamtes eine Reihe von Ursachen. Einerseits sind dies sogenannte Basiseffekte durch vergleichsweise niedrige Preise im stark von pandemiebedingten Nachfrageeinbrüchen geprägten Corona-Jahr 2020. "Hier wirkten sich insbesondere die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze im zweiten Halbjahr 2020 sowie der Preisverfall der Mineralölprodukte im Vorjahr erhöhend auf die aktuelle Gesamtteuerung aus", erklärte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel.
Neben diesen "temporären Basiseffekten" gebe es aber auch "zunehmend krisenbedingte Effekte, wie Lieferengpässe und die deutlichen Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen", erläuterte Thiel weiter. "Diese schlagen sich teilweise im Verbraucherpreisindex nieder."
Im Jahresdurchschnitt 2021 verteuerten sich vor allem die Energieprodukte, die gegenüber dem Vorjahr deutlich um 10,4 Prozent zulegten - nach einem Rückgang um 4,8 Prozent im Jahr 2020. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher spürbare Preiserhöhungen gab es 2021 vor allem bei leichtem Heizöl (plus 41,8 Prozent) und bei Kraftstoffen (plus 22,6 Prozent). Auch die Preise für andere Haushaltsenergie wie Erdgas (plus 4,7 Prozent) und Strom (plus 1,4 Prozent) erhöhten sich, wenngleich weniger stark.
"Preiserhöhend" bei Energie wirkte sich 2021 nach Angaben des Bundesamtes auch die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe aus. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise hätte die Jahresteuerungsrate demnach bei 2,3 Prozent gelegen.
Die Preise für Nahrungsmittel stiegen 2021 gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent. Laut Statistik waren alle Nahrungsmittelgruppen 2021 deutlich teurer, insbesondere Speiseöle und Speisefette (plus 5,3 Prozent) sowie Gemüse (plus 3,9 Prozent).
Waren insgesamt verteuerten sich im Jahresdurchschnitt 2021 um 4,3 Prozent. Fahrzeuge kosteten 4,5 Prozent mehr, Möbel und Leuchten 3,2 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent. Preisdämpfend wirkten nach Angaben des Bundesamtes hier die Nettokaltmieten mit einem Plus von 1,3 Prozent.
Bei anderen Dienstleistungen stiegen die Preise hingegen deutlich stärker, unter anderem für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (plus 5,4 Prozent), für die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (plus 4,4 Prozent) sowie für Leistungen beim Friseur und für die Körperpflege (plus 4,0 Prozent). Die Preise für Telekommunikation blieben nahezu unverändert (plus 0,1 Prozent), etwas günstiger wurden Bahnfahrten im Fernverkehr (minus 1,8 Prozent).
(K.Müller--BBZ)