Goldpreis
20.2000
Ein Jahr nach Inkrafttreten eines hochumstrittenen LGBTQ-Gesetzes in Ungarn haben tausende Menschen in Budapest an einer Pride-Parade teilgenommen. Bei sommerlicher Hitze zog die bunt gekleidete Menge am Samstag mit Regenschirmen und Fahnen in Regenbogenfarben durch die Straßen der ungarischen Hauptstadt.
In Ungarn war im Juli 2021 ein Verbot von "Werbung" für Homo- und Transsexualität in Kraft getreten, das international Empörung auslöste. Die EU leitete ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Budapest ein und verklagte Ungarn vergangene Woche vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH).
Das Gesetz sei "ein Mittel, um Menschen zu spalten und gegeneinander auszuspielen", sagte der Marketingexperte Armin während der Pride-Parade in Budapest. "Um ehrlich zu sein, ist die Situation ziemlich deprimierend", sagte der Student Pal Va, der Ungarn im September verlassen will, um im Ausland zu studieren. "Viele LGBTQ-Menschen, die ich kenne, müssen sich verstecken."
Die 54-jährige Verkäuferin Annamaria Nemet nahm aus Solidarität mit ihrem Sohn an dem Umzug teil. "Ich kann nicht akzeptieren, dass er in seinem eigenen Land als Bürger zweiter Klasse angesehen wird", sagte sie. "Wir sind eine rückständige Gesellschaft." Auf einer Brücke in Budapest hielten Gegendemonstranten ein Transparent hoch, auf dem Homosexualität mit Pädophilie verglichen wurde.
Ungarns nationalkonservativer Regierungschef Viktor Orban weist den Vorwurf, das umstrittene LGBTQ-Gesetz sei homophob, zurück. Nach seiner Darstellung zielt es darauf ab, "die Rechte von Kindern zu schützen". Am Samstag bekräftigte er bei einer Rede in Rumänien den Standpunkt seiner Regierung. "Der Vater ist ein Mann, die Mutter ist eine Frau, lasst unsere Kinder in Ruhe", sagte er und wies den "westlichen Unsinn" zu diesem Thema zurück.
(L.Kaufmann--BBZ)