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Nach dem mehr als 26-stündigen Warnstreik vergangene Woche haben sich Verdi und Lufthansa auf deutliche Lohnerhöhungen für das Personal am Boden geeinigt. Diese rund 20.000 Beschäftigten der Fluggesellschaft erhalten in drei Schritten einen Festbetrag von insgesamt 325 Euro monatlich sowie weitere 2,5 Prozent mehr Geld. Für bestimmte Beschäftigte bedeute dies eine Lohnerhöhung von 13,6 bis 18,4 Prozent. Bei Verdi müssen die Mitglieder der Einigung noch zustimmen.
Das Ergebnis gelang nach zweitägigen Verhandlungen in der dritten Runde. Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle nannte es ein "gutes Ergebnis": Quer durch alle Beschäftigtengruppen bedeute es eine Erhöhung von monatlich mindestens 377 Euro bis zu 498 Euro. "Für eine Beschäftigte am Check-in bedeutet die Erhöhung beispielsweise einen prozentualen Zuwachs zwischen 13,6 bis 18,4 Prozent je nach Betriebszugehörigkeit."
Die Beschäftigten bekämen einen "Inflationsausgleich und zusätzlich eine Reallohnerhöhung", erklärte Behle. "Es war uns wichtig, diesen echten Ausgleich zu erreichen, um die Beschäftigten in dieser wirtschaftlich schwierigen Situation abzusichern. Das ist gelungen." Hervorzuheben sei, dass die Erhöhungen nicht wie von der Lufthansa zunächst angeboten abhängig vom Geschäftsergebnis erfolgen.
Lufthansa-Personalchef Michael Niggemann hob die Laufzeit von 18 Monaten hervor: Das schaffe "längerfristige Planungssicherheit" für den Konzern. Auch er betonte, dass große Gehaltszuwächse besonders für die unteren und mittleren Einkommensgruppen vereinbart worden seien. "Damit werden wir der sozialen Verantwortung für unsere Beschäftigten gerecht und sichern unsere Attraktivität als Arbeitgeber."
Im Einzelnen einigten sich die Gewerkschaft und die Lufthansa darauf, dass die Beschäftigten rückwirkend zum 1. Juli 200 Euro pro Monat mehr bekommen. Ab 1. Januar 2023 steigt die Grundvergütung um 2,5 Prozent, mindestens aber um 125 Euro. Ab Juli 2023 folgt eine Erhöhung um 2,5 Prozent.
Verdi hatte mit dem Warnstreik vergangene Woche erheblichen Druck gemacht. Die Lufthansa musste mitten in der Ferienzeit mehr als 1000 Flüge streichen, mehr als 130.000 Passagiere waren betroffen.
Weitere Streiks bei der Lufthansa könnte die Pilotengewerkschaft Cockpit ausrufen, deren Mitglieder sich in einer Urabstimmung mit großer Mehrheit für einen möglichen Arbeitskampf ausgesprochen hatten. Personalvorstand Niggemann bekräftigte nach dem Abschluss mit Verdi den "Einigungswillen" des Lufthansa-Managements. Er sei zuversichtlich, "auch hier gute Lösungen zu erzielen".
(L.Kaufmann--BBZ)