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Das Beratergremium der sogenannten Wirtschaftsweisen ist wieder komplett: Das Bundeskabinett ernannte in seiner Sitzung am Mittwoch die Ökonomin Ulrike Malmendier und den Wirtschaftswissenschaftler Martin Werding zu neuen Mitgliedern des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Der Rat hat eigentlich fünf Mitglieder, zuletzt waren aber zwei Plätze vakant. Mit der Berufung von Malmendier hat das Gremium nun erstmals eine weibliche Mehrheit.
Regierungssprecher Steffen Hebestreit würdigte die "wertvolle Arbeit" des "unabhängigen Beratergremiums". Die Regierung schätze den wirtschaftspolitischen Rat des Sachverständigenrats sehr.
Hebestreit lobte Malmendier als "weltweit führende Expertin" für die Inflation, ihre Expertise sei daher "besonders wertvoll". Malmendier lehrt derzeit an der Eliteuniversität in Berkeley in Kalifornien. Zu ihren Schwerpunkten gehört auch die Verhaltensökonomie, außerdem gilt sie als Expertin für Geldmärkte.
Ebenfalls ernannt wurde der Ökonom Werding. Er lehrt an der Ruhr Universität Bochum zu Sozialpolitik und öffentlichen Finanzen und gilt als Experte für soziale Sicherungssysteme, vor allem der Alterssicherung und der Familienpolitik. Die Regierung freue sich sehr, Werding "als neues Mitglied vorschlagen zu dürfen", sagte Regierungssprecher Hebestreit. Endgültig ernannt werden die Mitglieder auf Vorschlag der Regierung vom Bundespräsidenten.
Das Gremium erstellt Konjunkturprognosen und regelmäßige Gutachten zur Wirtschaftslage und berät die Regierung so bei der Beurteilung der konjunkturellen Lage. Mit Malmendier, Monika Schnitzer und Veronika Grimm sitzen künftig drei Frauen in der Runde, außer Werding gehört zudem Achim Truger zu den Wirtschaftsweisen.
Werding forderte die Regierung "dringend" zu einer grundlegenden Reform der sozialen Sicherungssysteme auf. Bis 2035 werde der demografische Alterungsprozess ein enormes Tempo entfalten, sagte er dem "Handelsblatt". "Der ganz große Druck steht uns noch bevor."
Vor allem müsse das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden. Eine solche Maßnahme sei "logisch und gerecht zugleich". Ähnlich äußerte sich Werding in der "Süddeutschen Zeitung": Das Rentenalter sollte bis 2042/43 auf 68 Jahre steigen und bis 2054/55 auf 69", forderte er.
Es sei auch eine Überlegung wert, die Renten nicht mehr an die Löhne zu koppeln, sondern an die Inflation. "Das bedeutet in normalen Zeiten, in denen die Inflation viel niedriger ist als jetzt, weniger Rentensteigerung", sagte der Ökonom.
(Y.Berger--BBZ)