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Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert strengere Regeln für Junkfood-Werbung: Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) müsse Kinder vor Werbung für ungesunde Lebensmittel schützen, erklärte Foodwatch am Freitag. Die Lebensmittelindustrie werbe mit beliebten Social-Media-Influencern, Comic-Figuren und TV-Spots vor allem für ungesunde "Zucker- und Fettbomben". Kinder und Jugendliche äßen daher zu viel Süßigkeiten und Snacks und zu wenig Obst und Gemüse.
Foodwatch organisierte am Freitag eine Protestaktion vor Özdemirs Ministerium in Berlin. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer forderten ein Gesetz, das an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel im Fernsehen und im Internet zwischen 23.00 und 6.00 Uhr verbietet.
In ihrem Koalitionsvertrag haben die Ampel-Parteien vereinbart, die an Kinder gerichtete Werbung für Ungesundes beschränken zu wollen. "An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben", heißt es dort. Einen Gesetzentwurf habe die Bundesregierung jedoch bislang noch nicht eingebracht, kritisierte Foodwatch.
Die Organisation verwies auf Empfehlungen etwa der Weltgesundheitsorganisation, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der Deutschen Diabetes Gesellschaft, wonach Minderjährige maximal zehn Prozent der täglichen Kalorien durch sogenannte freie Zucker aufnehmen. Tatsächlich aber nähmen Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 18 Jahren in Deutschland 16,3 Prozent ihrer Tagesenergie aus freien Zuckern auf - das seien 63 Prozent mehr als empfohlen.
Umgerechnet erreichen sie damit am 224. Tag im Jahr, dem 12. August, ihr Zucker-Limit für ein ganzes Jahr. Am Freitag sei also "Kinder-Überzuckerungstag", erklärte Foodwatch.
Mädchen essen den Angaben zufolge im Durchschnitt mehr als 60 Gramm freie Zucker pro Tag, obwohl sie maximal 38 Gramm zu sich nehmen sollten. Bei Jungen sind es im Schnitt mehr als 70 Gramm freie Zucker pro Tag, obwohl sie nicht mehr als 44 Gramm verzehren sollten.
Als freie Zucker werden Zuckerarten bezeichnet, die zum Beispiel Lebensmittelhersteller ihren Produkten zusetzen, sowie der in Honig, Sirup, Fruchtsaftkonzentraten und Fruchtsäften natürlich enthaltene Zucker. Natürlicherweise in Früchten oder Milchprodukten vorkommender Zucker fällt nicht darunter, wie Foodwatch erläuterte.
Werbewirtschaft und Lebensmittelbranche verweisen stets darauf, dass es für Übergewicht bei Kindern auch andere Faktoren gebe - beispielsweise Bewegungsmangel.
(K.Müller--BBZ)