Euro STOXX 50
33.2500
Angesichts von Beschaffungsproblemen und teurer Energie wollen viele Unternehmen die gestiegenen Kosten an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben. Laut einer Umfrage des Münchener Ifo-Instituts kletterten die Preiserwartungen der Unternehmen für die nächsten drei Monate im Januar auf einen neuen Höchststand. Das Wirtschaftsforschungsinstitut hob seine Inflationsprognose für dieses Jahr am Montag deutlich an.
Laut Ifo stiegen die Preiserwartungen der Unternehmen auf einen Wert von 46 Punkten. Im Dezember hatten die Preiserwartungen bei 44,7 Prozent gelegen, im November bei 45 Punkten.
Die laut Ifo "sehr hohen" Umfragewerte bei den Preiserwartungen im Januar ziehen sich demnach durch alle Wirtschaftszweige. Besonders hoch lagen sie im Großhandel mit 60,3 Punkten, gefolgt vom Einzelhandel (57,7) und der Industrie (55,6). Einen neuen Höchststand erreichten demnach die Dienstleister mit einem Wert von 41,9. Das Baugewerbe lag bei 41,5.
Die vom Ifo ermittelten Werte bei den Preiserwartungen basieren auf den monatlichen Konjunkturumfragen des Instituts und geben an, wie viel Prozent der Unternehmen ihre Preise erhöhen wollen. Abgezogen wird der Prozentwert derer, die ihre Preise senken wollen. Wenn alle befragten Unternehmen beabsichtigten, ihre Preise zu erhöhen, läge der Saldo bei plus 100 Punkten. Würde alle ihre Preise senken wollen, läge er bei minus 100; neutrale Antworten bleiben unberücksichtigt.
"Die Unternehmen geben die gestiegenen Kosten für Energie sowie bei der Beschaffung von Vorprodukten und Handelswaren an ihre Kunden weiter", erklärte der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser. "Das wird bis auf die Verbraucherpreise durchschlagen."
Das Ifo erwartet, dass die monatlichen Inflationsraten daher noch eine Zeitlang über vier Prozent liegen werden. "Für das Jahr 2022 haben wir deshalb unsere Inflationsprognose auf vier Prozent angehoben", erläuterte Wollmershäuser. Im Dezember war das Institut noch von einem Anstieg der Lebenshaltungskosten um 3,3 Prozent ausgegangen.
Auch die Bundesregierung rechnet in ihrem Jahreswirtschaftsbericht von Ende Januar bislang mit einem Anstieg der Verbraucherpreise von im Schnitt 3,3 Prozent in diesem Jahr - maßgeblich angetrieben durch hohe Energie- und Lebensmittelpreise. Erst 2023 werde wieder eine Entwicklung hin zum Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) gelingen, die eine Inflation von zwei Prozent anstrebt.
Die EZB ist wegen der hohen Teuerungsrate, die im Euroraum im Januar einen neuen Rekordstand von 5,1 Prozent erreichte, zuletzt verstärkt unter Druck geraten, eine raschere Abkehr von ihrer lockeren Geldpolitik einzuläuten. Am Donnerstag hatte die Zentralbank ihre Leitzinsen aber weiterhin bei historisch niedrigen null Prozent belassen.
Analysten sehen jedoch Anzeichen dafür, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde ihre Absage an Zinserhöhungen im Jahr 2022 relativiert habe. Anstatt wie noch im Dezember eine Zinserhöhung im Jahr 2022 als "sehr unwahrscheinlich" zu bezeichnen, verwies Lagarde auf das nächste Treffen der Zentralbanker am 10. März.
(A.Lehmann--BBZ)