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Die türkische Zentralbank hat trotz der galoppierenden Inflation im Land den Leitzins von 14 auf 13 Prozent gesenkt. Die Bank verwies am Donnerstag zur Begründung auf "Unsicherheiten hinsichtlich des weltweiten Wachstums und geopolitische Risiken". Analysten zeigten sich angesichts der derzeitigen Inflationsrate von rund 80 Prozent höchst überrascht von dem Schritt.
Die Zentralbank hatte den Leitzins zuletzt fast acht Monate lang unverändert gelassen, während Ökonomen sich für eine Anhebung aussprachen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan weist die gängige Lehrmeinung zurück, dass Zentralbanken bei hoher Inflation die Zinsen anheben sollten.
Höhere Zinsen erhöhen die Kosten für Kredite, wodurch in der Theorie wiederum die Nachfrage sinkt. Erdogan vertritt hingegen den Standpunkt, dass hohe Zinsen zu hoher Inflation führen. Er verweist auch auf islamische Regeln, die Wucherzinsen verbieten. Seit 2019 hat Erdogan drei Chefs der Zentralbank gefeuert.
Timothy Ash, Finanzexperte von BlueBay Asset Management, bezeichnete die aktuelle Zentralbankentscheidung als "einfach nur irre". "Ich denke nicht, dass irgendjemand das erwartet hat", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
Erdogan hat mit seinem finanzpolitischen Kurs das Wirtschaftswachstum in der Türkei angekurbelt: Die anhaltend hohe Inflation zwingt Bürger und Unternehmen zu erhöhtem Konsum, weil ihr Geld ansonsten massiv an Wert verliert. Der Wertverfall der türkischen Lira belastet jedoch die Haushalte. Experten halten Gegenmaßnahmen der Regierung für nicht ausreichend, um dies auszugleichen.
In der Türkei wird voraussichtlich in rund einem Jahr ein neuer Präsident gewählt. Erdogan, seit 2003 als Regierungschef und dann als Präsident im Amt, strebt die Wiederwahl an.
(A.Berg--BBZ)