Berliner Boersenzeitung - Sparkassen sehen wegen hoher Preise oft keinen Spielraum mehr für Ersparnisse

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Sparkassen sehen wegen hoher Preise oft keinen Spielraum mehr für Ersparnisse
Sparkassen sehen wegen hoher Preise oft keinen Spielraum mehr für Ersparnisse / Foto: INA FASSBENDER - AFP/Archiv

Sparkassen sehen wegen hoher Preise oft keinen Spielraum mehr für Ersparnisse

Vor den Folgen der hohen Inflation für einen großen Teil der Bevölkerung hat Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis gewarnt. Das Bilden von Ersparnissen sei unter diesen Voraussetzungen kaum noch möglich, sagte Schleweis der "Welt am Sonntag". Bundesbank-Präsident Joachim Nagel äußerte die Erwartung, dass nach dem Ende des Tankrabatts und des Neun-Euro-Tickets die Inflationsrate auf zehn Prozent ansteigen könnte.

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"Wir rechnen damit, dass wegen der deutlichen Preissteigerung perspektivisch bis zu 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte – oder mehr – monatlich für die reine Lebenshaltung werden einsetzen müssen", sagte Schleweis. "Dieser Teil der Bevölkerung ist dann schlicht nicht mehr sparfähig."

Bei 40 Millionen Haushalten bundesweit wären davon nach seinen Worten 24 Millionen Haushalte betroffen. Vor einem Jahr waren laut Sparkassen-Vermögensbarometer lediglich 15 Prozent nicht in der Lage gewesen, Geld zurückzulegen.

Auch die Volks- und Raiffeisenbanken beobachten laut "WamS" einen schrumpfenden finanziellen Spielraum der Kunden. "Die hohe Inflation entzieht den Verbrauchern Kaufkraft, dadurch sinkt die Sparfähigkeit", sagte der Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Andreas Martin, dem Blatt.

Noch profitieren demnach viele Kunden von zusätzlichen Ersparnissen, die sich während der Corona-Zeit mangels Konsummöglichkeiten angesammelt haben. Diese würden aber nun wieder aufgelöst."Der Spitzenwert der Sparquote lag bei rund 16 Prozent im Jahr 2020, für 2022 erwarten wir eine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau von elf Prozent", sagte Martin. Allerdings sei bei Menschen, die dies könnten, derzeit auch eine hohe Sparneigung wegen der zahlreichen Unsicherheiten zu beobachten.

Bundesbank-Präsident Nagel sagte der "Rheinischen Post": "Der Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket laufen aus, das dürfte die Inflationsrate um gut einen Prozentpunkt erhöhen." Hinzu komme die Gasumlage, die allerdings durch die Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas abgefedert werden solle. In der "Summe" sei gleichwohl in den Herbstmonaten eine Inflationsrate von zehn Prozent möglich.

"Zweistellige Inflationsraten wurden in Deutschland das letzte Mal vor über siebzig Jahren gemessen", machte Nagel die Dimension der Entwicklung deutlich. "Im vierten Quartal 1951 waren es nach den damaligen Berechnungen elf Prozent", betonte er.

Im vergangenen Juli lag die Inflation in Deutschland bei 7,5 Prozent, nach 7,6 Prozent im Juni und 7,9 Prozent im Mai. "Für das gesamte Jahr 2022 sehen wir die Inflationsrate in der europäisch harmonisierten Berechnung in Deutschland bei über acht Prozent", sagte Nagel.

Für das kommende Jahr war die Bundesbank in ihrer Juni-Projektion von einer Teuerung von 4,5 Prozent ausgegangen, allerdings sind seither die Preise für Erdgas und Elektrizität stärker gestiegen als damals erwartet. Nagel geht daher inzwischen von "einer Sechs vor dem Komma" für 2023 aus.

(L.Kaufmann--BBZ)